Karten sind faszinierend! Ich habe unsere Reise in Etappen auf Google Maps erfasst. Schaut sie Euch an.
Tschüss Jake, Hallo Christchurch
Jake ist Geschichte. Morgens nach dem Zmorge haben wir in aller Gemütlichkeit zusammengepackt. Was da alles zu verstauen war, unglaublich! Wie schön, dass wir keine Check-Out-Time hatten und bis 13 Uhr dortbleiben konnten. Ein Zmittag aus all dem Übrig gebliebenen hatte auch noch Platz. Viele Esswaren, die wir zuviel hatten, habe ich am Abend zuvor bereits an zwei junge Frauen im Camper nebendran verschenkt.
So haben wir getankt, gedumpt, die Gasflasche erneuert und unser Gepäck mit Jake ins Hotel gebracht. Danach zum Flughafen, Jake verabschieden. Ich bin sicher, er wird nie mehr Jake sein, das war er nur für uns.
Ein Shuttle hat uns dann ins Hotel gefahren. Auf der Durchfahrt hat Christchurch erst einen durchzogenen Eindruck gemacht. Die Stadt hat im September 2010 ein Erdbeben der Stärke 7.1 erlebt, das aber nur geringe Schäden verursacht hat. Am 22. Februar 2011 hat es ein Nachbeben der Stärke 6.3 gegeben – diesmal viel weniger tief unter der Oberfläche. 185 Menschen sind bei diesem Beben ums Leben gekommen, und sehr viele Häuser waren so beschädigt, dass sie nicht mehr rettbar waren. Die Kathedrale, das Wahrzeichen von Christchurch, erlitt sozusagen Totalschaden. Der Turm stürzte ein, und eine Wand auch. Das Beben mit den vielen Schäden an historischen Gebäuden hat vielen Neuseeländern das Herz gebrochen.
Umso schöner, in der Innenstadt überall Zeichen von Neufanfang zu sehen. Wir haben nicht so viel erwartet von Christchurch, die Stadt wurde sehr geschwächt durch die Beben. Aber sie ist wirklich sehenswert, und die Kreativität und Zähigkeit, die die Neuseeländer an jeder Ecke zu Tage legen, ist beeindruckend. Jede Absperrung, jede Wand ist mit Kunstwerken verziert, die klaffenden Lücken zwischen noch intakten Häusern werden langsam wieder bebaut. An mancher Ecke stehen Schiffcontainer, in die Läden eingezogen sind. Foodstände haben sich um die Kathedrale angesiedelt, der Platz davor war lange gesperrt, jetzt zieht wieder Leben ein. Die Kathedrale steht da wie mit einer riesigen Wunde – sehr eindrücklich. Auf einem Schild vor der Absperrung steht, dass die Kirche wieder neu aufgebaut wird (die anglikanische Kirche konnte die Kosten dafür nicht stemmen und hatte bereits angefangen mit dem Abriss. Durch einen Gerichtsbeschluss wurden die Abrissarbeiten gestoppt, und wie die Finanzierung jetzt zustande gekommen ist, weiss ich auch nicht). In der Nähe der Kathedrale ist ein ganz neuer, wunderbarer Spielplatz – der grösste der südlichen Hemisphäre soll es sein. Wie schön, dass der Bau von so etwas Grossem hier einfach in der Innenstadt möglich ist. Es hat riesige Pärke, und die Stadt trägt nicht zu Unrecht den Beinamen Gartenstadt …
Wir steuern den Spielplatz an – wir haben dort einen Realfruit-Stand gesehen. Aber er hat leider schon geschlossen. Wir setzen uns ein wenig hin, um die Jungs den Spielplatz erkunden zu lassen (wir würden ja auch gern, aber es ist heiss und wir sind erwachsen, ähem). Neben uns setzt sich eine Schweizer Familie hin. Wir kommen ins Gespräch, ihre Kinder sind etwas jünger als unsere, sie waren bereits ein paar Wochen in Australien und sind gerade frisch in Neuseeland angekommen (mein Neid sei mit ihnen ;-)). Nach längerem Plaudern und dem Austausch der Blogs wollen alle Sterben vor Hunger, und so setzten wir uns unterhalb unseres Hotels in die nächstbeste Sushibar, wo wir die besten Sushis ever essen.
Am nächsten Tag ist shoppen angesagt – wir brauchen noch Mitbringsel. So stürzen wir uns in die Stadt. Hier hat es auch Limes – die Jungs sind begeistert, und damit können wir auch längere Strecken bewältigen. So fahren wir mit den Trottis in ein 3 km entferntes Shoppingcenter. Es ist Waitangi-Day, der neuseeländische Nationalfeiertag, und gefühlt jeder aus Christchurch ist in diesem Shoppingcenter. Nach dem kärglichen Hotelfrühstück (iiiek, gruusig) haben wir recht bald Hunger, und um 15 Uhr sind wir alle fix und fertig. Sohn zwei hat Kopfschmerzen und legt sich im Hotel hin. Eine Stunde später erwacht er mit der Migräne seines Lebens. So sind unsere weiteren Pläne für den Abend hinfällig … wir wollten eigentlich noch an das Streedfood-Festival, uns dort umschauen und ein letztes Mal die wunderbare Küche Neuseelands geniessen. Die Cardboard-Church, die anstelle der Kathedrale aus Kartonrohren und Schiffscontainern gebaut wurde, hätten wir auch gern noch gesehen …
Jetzt hat sich ein Teil der Familie aufgemacht, um etwas Vernünftiges zu Essen aufzutreiben, während ich mit einem leidenden Kind im Hotel sitze.
Morgen gehts also heim zu …
Bis bald in der Schweiz!
Ein letzter Ort für Jake
Wir entscheiden uns, Richtung Christchurch zu fahren – das Meer lockt. Nicht die beste Entscheidung … Es sind drei Stunden Fahrt, es geht durch wunderschöne Landschaft, die sich langsam verändert – immer mehr Landwirtschaft (und damit wird sie auch etwas langweiliger, das wildromantische geht). In Geraldine wollen wir eigentlich nur einen WC-Stopp einlegen – es werden mehr als zwei Stunden daraus. Das Dorf ist hübsch, und es hat einen tollen Geschenkladen. Mit einer Schweizerin, die für ihre Freundin dort verkauft, kommen wir ins Gespräch – sie ist vor vierzehn Jahren ausgewandert, hat hier Kinder, und ist vermutlich getrennt. Sie sagt, sie könne momentan nicht zurück in die Schweiz – bis ihre Kinder 18 Jahre alt sind (wegen der Trennung). Aber es sei nicht der schlechteste Ort um gestrandet zu sein ;-).
Wir fahren weiter, kaufen ein und kommen irgendwann beim Zeltplatz in New Brighton an. Der hatte viele gute Empfehlungen … wir sind aber nicht sehr glücklich da. Wir bekommen einen Platz neben dem ziemlich schäbigen Tennisplatz, und sind gefühlte Kilometer weg von den sanitären Anlagen, zu denen es nicht mal einen richtigen Weg gibt, wir müssen ständig anderen über den Platz laufen. Das Meer ist 10 Minuten Fussmarsch durch Strassen entfernt, die Lagune genau hinter dem Zeltplatz wäre zwar hübsch, stinkt aber nach Gülle und ist voller WC-Papier?! Die Jungs findens hier auch nicht berauschend, und der Gedanke, unsere Zeit mit Jake so abzuschliessen, geht uns zutiefst gegen den Strich. So packen wir morgens nochmal zusammen und fahren 40 Kilometer in den Norden.
Beim Amberly Beach Camping Ground schauen wir mal rein – und bleiben (Campermate-App, wir lieben dich!). Der Platz kostet sozusagen nichts (19 Dollar für uns alle – etwa 13 Franken), ist sehr einfach, aber absolut liebenswert. Es hat ein Toilettenhäuschen, und an der modern aussehenden Dusche hängt ein Schild: Solar Shower only. Öffnet man die Tür, ist ein Seil an der Decke, und am Boden steht eine freundliche kleine Giesskanne, die als Dusche dient (und warm ist, wenn man sie mit Wasser an die Sonne gestellt hat).
Wir sind anfangs ganz allein, trocknen unter Pinien unsere ganze Wäsche, die ich heute Morgen noch schnell gewaschen habe, hängen die Hängematte auf und machen einen Sprung ins Meer. Das ist hier zwar gut zum Bodyboarden, aber doch recht unberechenbar, es zieht einen unterirdisch in alle Richtungen (was dann wohl Rip-Tides wären). Langsam trudeln immer mehr Camper rein – aber der Platz ist so gross, es wir für alle ein Plätzchen geben. Es ist heiss, und wir sind froh um den Schatten. Wer heute eine Wanderung macht, tut mir fast leid. Das neuseeländische Wetter kann so schnell ändern. Am einen Tag ist es heiss, am nächsten 15 Grad kälter, am nächsten wieder heiss … es braucht kleidertechnisch alles: für Hitzetage, für kalte Tage, für Regen (der aber auch viel schneller vorbei ist als zuhause, wo es tagelang regnen kann).
Die Jungs lesen ihre Schulbücher in der Hängematte, und Math ist auch noch zu machen – wir haben nichts geschafft hier, hüstel.
Was für ein Unterschied zum Platz gestern. Zwar kein Strom und keine Annehmlichkeiten wie Küche und Waschmaschine, und sehr rudimentäre (dafür umso originellere) Dusche. Aber so wie hier ist es in Neuseeland einfach am schönsten. Und zwei Spielplätze hat es auch hier – pro neuseeländisches Kind scheint es einen Spielplatz zu geben.
Morgen hört Jake auf, Jake zu sein. Er geht zurück, und wir auch, wenn auch zwei Tage später und in die andere Richtung. Wir haben ihn tatsächlich richtig ins Herz geschlossen.
Sternchen und Sterne
Am Morgen nach meinem Geburtstag haben wir zusammengepackt und sind weiter Richtung Queenstown gefahren. Wir wollten ja noch die Kawarau-Bridge mit den Bungy-Jumpern sehen, und unser Weg führte sowieso dort vorbei … Ich hatte den Kindern von der schönen Brücke, bei der das Bungy-Jumpen weltweit seinen Anfang nahm, natürlich schon lange erzählt. Die Brücke ist nur 43 Meter hoch, im Vergleich zu anderen Bungy-Sites wenig. Aber sie ist historisch und unten fliesst sehr malerisch der Karawau-River durch – ähnlich wie die Aare, nur wilder und schmaler.
Dort angekommen, haben wir lange den Jumpern zugesehen. Es ist faszinierend, wie sie ihre Ängste überwinden und springen. Und ihre Freude danach! Sohn eins wurde zunehmend nervöser – soll er? Oder nicht? Was wenn nicht? Was wenn schon? Nach langem Hin und Her entscheidet er sich dafür, den Sprung zu wagen. Er bezahlt, lässt sich wiegen, und dann wartet er ewig … Er ist fast der letzte des Tages, der srpingen wird. Irgendwann ist es dann endlich soweit – er steht dort. Als seine Mutter bin ich plötzlich recht nervös – dabei bin ich den exakt gleichen Sprung vor Jahren selber gesprungen! Wenn Bungy-Jumpen, dann hier …
Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm: Sohn ein muss wie ich zuerst schauen. Ich habe ewig gebraucht damals, und die Crew hat wohl nicht mehr daran geglaubt, dass ich noch springe. So ist es auch bei ihm. Nach mehreren Versuchen holt er Anlauf und springt, cool!
Der Adrenalin-Schub ist gewaltig, man rennt danach die Treppe hoch und ist völlig high … Sohn zwei möchte plötzlich auch noch springen, aber es ist bereits zu spät, man kann nicht mehr einchecken. Also gehen wir zu Jake und fahren eine halbe Stunde zu einem grossen Doc-Camping am See.
Wir sind müde, die Nacht nach dem Milford-Sound war unruhig mit viel Wind und Regen. Trotzdem schauen wir noch ein wenig Sterne. Die Milchstrasse hier ist einfach gewaltig, und man sieht Sterne, die man bei uns nie sieht. Morgens nehmen wir uns Zeit. Das ist schön an den Doc-Plätzen – man hat nicht den Druck mit der Check-out-Time.
Wir fahren Richtung Lake Pukaki. Wie ist der blau! Ein knalliges, wunderschönes Cyan, und dahinter ragt der Aoraki (oder Mount Cook) mit Schnee bedeckt auf. Wunderschön. Wir kraxeln ein wenig über die Steine, der Mann macht ein Selfie von sich und dem See … drei Minuten später liegt er drin, mit den Kleidern, Iphone, Autoschlüsseln und allem. Als er wieder trocken ist, fahren wir zum nächsten Doc-Zeltplatz (nur für die Aussicht, nicht zum Schlafen), um dort einen weniger touristischen Blick auf den See zu bekommen (es hat momentan sehr viele Asiaten hier, da das chinesische Neujahr ist und sie wohl alle Ferien haben). Beim Lake Tekapo haben wir glücklicherweise einen Zeltplatz vorgebucht – er ist ausgebucht. Wir essen ein Real-Fruit-Icecream im Dorf und laufen zur Church of the good sheperd – auch das ein Instagram-Hotspot. Das Kirchlein wäre wirklich sehenswert, seine Fenster im Chor gehen direkt auf den See, wunderschön, aber die Touristen … natürlich sind wir auch Touristen, aber ich habe doch recht Mühe mit manchen. Der Mann zum Beispiel, der die Kirche betritt und verächtlich und erbost aufschnauft, als er bemerkt, dass man nicht fotografieren darf im Innern … naja. So läuft alles hier: es geht nur um das perfekte Foto. Das, das alle anderen auch schon haben. Wieviele Möchtegern-Instagram-Sternchen wir hier schon bei peinlichen Shootings beobachtet haben, unglaublich!
Zurück beim Camping steigen wir ins Badezeug und stürzen uns in den See. Es ist nicht wirklich warm, aber baden in diesem knallblauen See muss jetzt sein. Es hat sogar ein Floss, was die Jungs freut!
Abends laufen wir zum Observatorium auf dem Hügel. Tekapo ist eins von zehn Gebieten weltweit, wo man die Sterne besonders gut sehen kann (ein von der Unesco anerkanntes Dark Sky-Gebiet). Der knallblaue Himmel hat sich leider ein wenig überzogen, trotzdem versuchen wir es. Die Jungs geben bereits nach einer Viertelstunde auf. Wir lassen sie allein zu Jake zurücklaufen und gehen die restlichen 45 Minuten zu zweit. Oben angekommen ist es fast ganz dunkel, und immer mehr Sterne sind zu sehen. Nach 22 Uhr ist die Milchstrasse in ihrer schönsten Form da, der Orion – den Teil, den wir zuhause auch sehen des Sternenhimmels – hat viele, viele Sterne drin, die wir zuhause nie sehen können. Wie wunderschön! Leider sind wir ein wenig gestresst – die Jungs bis spätnachts allein bei Jake lassen wollen wir auch nicht, zumal sie auch mal ins Bett sollten. So machen wir uns an den Abstieg, der wesentlich schneller geschafft ist.
Am Morgen danach stellt sich die Frage: noch eine Nacht hier verlängern – der See lädt zum Bleiben, die Wanderung zum Observatorium wäre tagsüber auch toll (diese Aussicht!!), oder zwei Nächte in der Nähe von Christchurch am Meer verbringen?
Milford-Sound und noch ein Geburtstag
Wider Erwarten und Wetterbericht hat uns der Milford-Sound mit wunderbarem Wetter beschenkt. Die Wolken, die noch da waren, machten sich gut auf den Fotos, das Meer des Fjords war spiegelglatt. Ein gutes Geburtstags-Frühstück im Bauch, Jake zusammengepackt, haben wir die lauten Zikaden ohne uns weiterzirpen lassen. Die Sandflies, von denen es wirklich tausende gibt, lassen wir auch sehr gern da. Zum Glück haben wir von der Lodge eine super Sandfly-Creme bekommen, die hält was sie verspricht!
Die langsame Familie war mal wieder zu langsam, und so bekommen wir den Parkplatz mit Fussmarsch zugewiesen. Das Boot startet um 12.30 Uhr. Bereits nach wenigen Metern wird mir klar, wie gut die Idee für diese Bootsfahrt war. Danke, lieber Mann! Der Fjord ist so viel schöner, wenn man ein wenig rausfährt! Wir werden bis ans Ende des Fjords gefahren, unterwegs halten wir bei Wasserfällen, und der Milford-Sound zeigt sich von seiner besten Seite. Es sei ein „stunning morning“, hat der Kapitän gesagt, und genau so ist es.
Bei der Rückfahrt fährt der Kapitän zu einem weiteren Wasserfall. Wir waren schon die ganze Zeit zuvorderst auf dem Schiff – jetzt kommen alle Leute auch da hin, da der Kapitän meint, da müsse man jetzt hin. Der Vogel der. Er lenkt sein Schiff einfach unter den Wasserfall, und alle Leute werden pitschnass. Wir auch. Wir setzen uns für den Rest der Fahrt an die Sonne, um zu trocknen.
Danach haben alle Hunger, aber es herrscht keine Einigkeit über das Essen. Das Angebot im Milford-Sound ist sehr beschränkt, und so machen wir uns über Jakes Schränke her und essen ein Picknick. Und nun wieder die ganzen 120 km zurück! In Te Anau machen wir Stopp und gönnen uns ein Riesen-Realfruit-Icecream. Noch eine halbe Stunde weiter, und wir landen auf einem Campground auf einer Farm (Mossburn Country Park). Sehr liebevoll, man bekommt auch hier ein Säckchen Futter, das einem die Hühner aus der Hand fressen. Die Küche ist voll eingerichtet, so wie es früher auf den meisten Campingplätzen hier war: Besteck, Geschirr, Pfannen, sogar Gewürze usw. Leider ist das nicht mehr die Norm auf Neuseelands Campingplätzen – es wurde wohl viel geklaut. Schade!
Wir kochen ein Curry, die Jungs schauen sich nach einem Spielplatz um. Der sieht eher lahm aus – auf den ersten Blick. Auf den zweiten Blick hat er etwas Spezielles: einen Gummistiefel-Weitwurf. Das ist sozusagen Neuseelands Nationalsport – es gibt Wettbewerbe und und sogar eine Gummistiefel-Weitwurf-Hauptstadt.
Die Jungs werfen also begeistert Gummistiefel in allen Grössen in einen grossen Traktorpneu. Diese Art Spielplatz liesse sich eigentlich zuhause auch ganz gut einrichten!
Heute sind die E-Mails der Fluggesellschaft gekommen, dass unser Abflug näher kommt. Wir haben noch fünf Nächte mit Jake, dann noch zwei in Christchurch. Es geht viel zu schnell … Wir fahren leider von jetzt an langsam zurück Richtung Christchurch.
Keas
Zu den Bungee-Jumpern in Queenstown hat es uns noch nicht gereicht. Sohn ein wollte skydiven, Sohn zwei und drei und Mann auch gleich. Leider wars zu teuer – glücklicherweise auch ausgebucht. So haben wir den Morgen ganz gemütlich auf dem schönen Campground verbracht, ein mittelmässiges, selbstgekochtes Mittagessen verzehrt (irgendwie habe ich hier das Kochen verlernt) und sind zur Talstation der Gondelbahn Skyline Queenstown gelaufen. Die Bahn bringt die Passagiere auf den Hausberg von Queenstown. Man könnte auch in einer Stunde hinauflaufen (aber Achtung: laufen = Sterben! Tod! Jedenfalls bei unseren Kindern). Also haben wir uns für den Kompromiss entschieden: hinauffahren, runterlaufen. Tja, die Rechnung leider ohne die Queenstowner gemacht: diese Option gibts nicht. Gibt nur Hin- und Rückfahrttickets.
Oben angekommen wollten wir ein wenig laufen gehen, noch ein wenig höher hinauf … Zum ersten Mal in Neuseeland sind wir wandermässig verwöhnten Schweizer an Grenzen gestossen: Wandern ist dort oben wohl nicht vorgesehen, wir haben jedenfalls weder Karte noch Wege auf Anhieb gefunden.
Danach sind wir mit der Bahn wieder runtergefahren. Es war schon fünf Uhr nachmittags … aber an der Talstation war das Birdlife Center, dort könnte man doch Kiwis anschauen! Die Station schloss zwar kurz nach sechs Uhr, trotzdem haben wir die Chance gepackt und ein Ticket gekauft. Es hätte sehr viele einheimische Vögel gehabt, die wir liebend gern angeschaut hätten … aber wir haben uns dann auf die Kiwis und die Keas konzentriert.
Im Kiwihaus 2 konnten wir ein Kiwipaar bei der Fütterung beobachten. Die Vögel wurden in Gefangenschaft geboren. Sie haben bereits ein Junges aufgezogen, das ausgewildert wurde. Die beiden werden etwa 10 Jahre im Birdlife Center verbringen, und wenn ich es richtig verstanden habe, dürfen sie dann noch bis zu 20 Jahre in Freiheit leben, sie werden dann ausgewildert. Sie sind recht gross, richtig flauschig und nachtaktiv. Sie legen das im Verhältnis zum Vogel grösste Ei von allen Vögeln (was damit zusammenhängt, dass sie flugunfähig sind – zum Fliegen wäre das Ei viel zu schwer).
An die Keas habe ich mein Herz schon beim letzten Neuseelandbesuch verloren. Nach einem Artikel im Geo über die intelligenten Bergpapageien war sowieso klar, welcher Vogel mein Lieblingsvogel ist … Wenn man die Strasse zum Milford Sound fährt und vor dem Homer-Tunnel beim Rotlicht warten muss, nehmen die Keas regelmässig die Autos auseinander. Besonders angezogen sind sie von Gummiteilen, die sie genüsslich mit ihrem langen Schnabel herausreissen. Zur Not tun es auch Wanderschuhe oder Rucksäcke. Die Vögel sind intelligent (sie haben ein Problemlöseverhalten wie ein vierjähriges Kind), freundlich und extrem verspielt. Dazu sind sie auch noch wunderschön. Der erst eher unscheinbar wirkende Papagei wird zum Schönling, wenn er seine Flügel ausbreitet und davonfliegt. Keas sind die einzigen Bergpapageien weltweit und leben nur auf Neuseelands Südinsel. Wer im Winter eine Wanderung macht und in einer Hütte übernachtet, kann durchaus auch mal einen Kea beobachten, der das Hüttendach als Schneerutsche benutzt …
Die beiden Keas in Gefangenschaft waren genau so, wie ich den Kindern immer erzählt habe … Wir durften in ihr Gehege, und sie haben sich auf unsere Schuhe gestürtzt. Sohn zwei hatte rote Crocs an, die Kea eins gleich genüsslich zerrupfen wollte. Sohn eins Turnschuhe waren unten weiss – auch interessant. Mutters Kopfhörer vom Audioguide wären auch noch nett, da könnte man doch den Schaumgummi abpulen. Dazwischen wirft der Vogel sich in Pose, schaut interessiert, was wir machen und sieht überhaupt einfach gescheit und fotogen aus. Kea zwei sitzt auf einem Ast und macht Kea-Töne, die auch ich noch nie gehört habe. Abends auf dem Campingplatz hören wir ihn noch immer rufen – jetzt wissen wir, wer das Geräusch macht, am Tag zuvor hatten wir keine Ahnung … So haben sich die Keas sich auch in die Herzen der Jungs geschlichen ….
Am nächsten Tag machten wir uns auf den Weg nach Glenorchy. Die Strasse soll eine der schönsten der Welt sein. Haha, wir sind Schweizer. Es war schön, ja. Aber halt ganz ähnlich wie eine Fahrt am Thunersee. Die Berge etwas anders, die Farben und Pflanzen natürlich auch, und viiiiiel weniger bewohnt. Aber im Hintergrund die südlichen Alpen, sogar noch mit Schnee, am Strassenrand der See. Leider war das Wetter nicht so schön wie gemeldet, es hatte hohe Wolken und so wars recht grau. Glenorchy selbst hat ein malerisches Häuschen am See, das alle Instagram-Sternchen fotografieren (auch wir, ohne Sternchen zu sein). Abgesehen von dem Hafen-Häuschen ist Glenorchy ein geruhsames, malerisches Städtchen. Wir kehren in einem coolen Café ein, bestellen heisse Schokolade und Cappuccino mit Cookies.
Neuseeland beeindruckt uns kulinarisch extrem. Jeder Cappucciono ist frisch gemacht, der Schaum wird mit Liebe separat hergestellt, der Kaffee sieht sogar in einem Supermarkt einfach aus wie bei uns in einem Nobel-Café. Wenn man irgendwo Take-away-Essen bestellt, muss man zwar immer warten (manchmal echt lange, meistens mindestens 20 Minuten), aber alles, wirklich alles ist frisch gekocht. Wir haben noch nie den billigen, langweiligen Kantinen-Food bekommen, den man bei uns bei Take-Away-Anbietern oftmals bekommt, nicht einmal auf der Fähre hier! Da dürften sich die Schweizer eine Scheibe abschneiden (aber das hängt wohl mit unserem Lohnniveau zusammen).
Statt wie geplant zum Moke Lake (wo wir Sterne gucken wollten am dunklen Himmel – aber eben, die Wolken …) fahren wir bis fast nach Kingston und suchen uns auf einem schönem Doc-Platz am See ein (Gratis-)Plätzchen.
Tags darauf fahren wir Richtung Milford Sound. Nach langer Fahrt kommt endlich der Homer-Tunnel, wo wir auf den Parkplatz davor einbiegen. Nicht lange und die (diesmal wilden) Keas sind da! Sie sind so lustig und verspielt wie beim letzten Mal, und die Kinder freuen sich an ihnen. Sie sind das Highlight des Tages!
Wir haben auf dem Campingplatz bei der Lodge einen Platz gebucht und laufen von dort aus zum Sound. Uns gefällts dort, und halleluja, es regnet nicht! Hier regnets eigentlich immer (7000 mm im Jahr). Die Jungs finden heute nichts Schönes am Regenwald und so gehen wir wieder zurück. Es ist ohrenbetäubend laut im Wald auf dem Campground. So viele und laute Zikaden habe ich noch nie gehört!
Abends essen wir mein Vor-Geburtstagsessen im Restaurant bei der Lodge. An meinem Geburtstag gehen wir auf eine Bootsfahrt auf den Sound. Ich hoffe, es regnet nicht zu viel – mein Leben lang wollte ich einmal im Sommer Geburtstag haben, und dann gehen wir ausgerechnet an den regenreichsten Ort Neuseelands …
Riesenmurmeln
Die Pinguine hatten Verspätung. Nach langem Warten ist tatsächlich einer aufgetaucht. Süss, und winzig. Es sind Blue Penguins, auf deutsch Zwergpinguine. Er ist aus dem Wasser zu den Steinen gewatschelt und ganz nah bei uns vorbeigekommen. Der freiwillige Helfer vor Ort hat mich dann aufgeklärt, dass nur zwei erwachsene Pinguine kommen würden – es gebe nur noch ein Nest, die anderen seien bereits flügge und die Nester seien verlassen. Der eine einzige Pinguin hatte also die volle Aufmerksamkeit von etwa 50 Menschen, die ihn hinter der Absperrung beobachteten.
Am nächsten Morgen haben wir nach längerem Abwägen entschieden, keine weiteren Pinguine sehen zu gehen. Es hat geregnet und gewindet, und wir hätten nur wenig fahren können und danach auf den Abend warten müssen. Oamaru, das ein sehr schönes Städtchen sein soll, haben wir wegen dem Regen auch links liegen gelassen. Schade.
Zu den Moeraki-Boulders haben wir aber einen Umweg gemacht. Die habe ich vor 21 Jahren schon einmal gesehen und hatte sie in bester Erinnerung. Am Strand angekommen, war ich erstmal ein wenig geschockt. Wir waren damals ganz allein an dem Strand. Diesmal hatte es trotz Regen tüchtig viele Touristen. Sohn zwei war sehr skeptisch – Steine anschauen (vor allem alte) ist ihm in der Regel zuwider. Diese hier entpuppten sich aber als interessant – man durfte ja sogar draufklettern. Die Boulders sehen aus, als ob ein Riesen-Kind mit Murmeln gespielt und sie dann am Strand vergessen hat. Früher habe es scheinbar Kugeln in allen Grössen gegeben. Die, die aber abtransportiert werden konnten, wurden von Souvenirjägern mitgenommen. Irgendwelche dummen Touristen haben sogar ihre Initialen in die verbliebenen Kugeln geritzt. Wie kann man nur?!?
Danach machten wir uns auf nach Wanaka. Das war ziemlich viel Fahrt (aber es regenete ja), und das Ziel ziemlich spontan gewählt. Wanaka war gar nie auf unserer Liste mit Reisenzielen. Es war kühl, nur so um 15 Grad, und ich habe die ganze Zeit gefröstelt. Unterwegs klarte der Himmel zunehmend auf, und Wind kam auf. Dafür wurde es wärmer. Nach langer Fahrt und einem Picknick bei einem herrlichen Spielplatz (oh die Spielplätze! Die Neuseeländer haben Spielplätze, davon können Schweizer Kinder nur träumen!!), auf dem die Jungs ihre Energie losgeworden sind, trudelten wir schliesslich in Wanaka ein. Der Zeltplatz unserer Wahl hatte aber bereits keine Plätze mehr. Der andere war etwas gewöhnungsbedürftig, aber für eine Nacht ok. Eigentlich wollten wir zwei bleiben, aber nicht so … Es hat stark gewindet. Am Boden lagen viele grosse Äste, eine Pappel hat es umgewindet. Ob das vom gleichen Sturm war, der uns in Kaikoura erwischt hat? Trotzdem haben wir den Spaziergang zum Baum der Bäume gemacht: zum Wanaka-Tree. Alle Instagram-Sternchen posieren vor diesem Baum (#thatwanakatree). Wider Erwarten war der Baum wirklich sehr schön, wie er da im Wasser steht, und die Vögel die darin sitzen, alles vor sehr malerischer Kulisse, sogar bei Schlechtwetter und viiiiel Wind.
Am nächsten Morgen haben wir zügig zusammengepackt und sind weiter nach Queentown gefahren. Auch hier war ich schon mal, und ich habe die Stadt in guter Erinnerung. Hier gibt es alles, was irgendwie Adrenalin generiert. Bungee-Jumping wurde hier sozusagen erfunden … Als junge Frau habe ich den Bungee-Jumpern bei der Kawarau-Bridge zwei Stunden lang zugeschaut, bevor ich (auch für mich völlig überraschend) kurzentschlossen selber einen Sprung gebucht habe.
Queenstown kann ein wenig mit Interlaken verglichen werden. Es liegt malerisch an einem See, und ist voller Touristen aus aller Herren Länder. Es ist der touristischste Ort Neuseelands. Ob mir die Stadt noch immer gefallen wird?
Ja, sie ist immer noch speziell für mich. Wir haben einen Campingplatz auf Campermate herausgesucht, der Preis hat uns fast einen Rückzieher machen lassen – so teuer war bisher noch kein Platz. Aber er ist in Fussnähe zur Stadt, und so können wir Jake dort lassen wenn wir etwas unternehmen. Der Platz hat uns so begeistert, dass wir gleich eine zweite Nacht gebucht haben. Er ist mit soviel Liebe eingerichtet, extrem sauber, und sehr originell. Der Besitzer hat überall Kunstwerke eingebaut, aus alten Rohren, Metall usw. 4 bis 5 Mal pro Tag werden die Anlagen geputzt. Wir haben einen der schönsten Plätze bekommen, sind etwas geschützt und haben sogar einen Tisch.
Ein Bummel durch die Stadt war dann das erste, was wir hier gemacht haben. Abends fein gekocht, und dann kam der Regen, nach einem heissen Tag. Wir sitzen gemütlich in Jake – morgen früh soll es aufhören mit regnen. Dann wollen wir ein wenig in die Höhe, um einen Blick auf Queenstown und den See zu werfen. Die Bungee-Site bei der Kawarau-Bridge möchte ich auch nochmals sehen. Ich glaube nicht, dass ich nochmal springe (ich gehe ja nichtmal auf eine Achterbahn!), aber es ist wirklich interessant, dort zuzuschauen.
Wer weiss, vielleicht überkommt es ja Sohn eins oder den Mann …
Wellen und Wale
Der Sturm ist in der Nacht vorbeigezogen. Ein Ladenbesitzer in Kaikoura hat uns erzählt, der Sturm sei mit 173 km/h durchgefegt. Das sei auch für eine exponierte Lage wie Kaikoura eher ungewöhnlich.
Am Morgen hat das Meer zwar aufgewühlt, aber nicht tosend ausgesehen. Eigentlich sogar recht ruhig. Wir haben zusammengepackt und sind zu Whale Watch Kaikoura gefahren, wo um 11 Uhr unsere Tour beginnen sollte. Am Schalter zum Check in stand «very rough conditions» – das Meer sei sehr wild. Die Frau am Schalter hat mit einem Blick auf Sohn drei nochmals wiederholt, dass es nicht die besten Bedinungen seien, ob wir wirklich …😳? Etwas verunsichtert haben wir eingecheckt, uns das Sicherheitsvideo angesehen und wurden dann mit einem Bus zum Boot gebracht.
So schlimm wurde es dann gar nicht. Es hatte zwar wirklich viel Wellengang und der Katamaran hat gehörig geschaukelt. Aber so viel anders als eine Achterbahn im Europapark wars jetzt auch nicht (auf die weder Sohn drei noch ich gehen, ähem). Sohn zwei war begeistert und wäre lieber ganz vorne hingesessen, wo er mehr vom Geschaukel gehabt hätte. Das Boot war ziemlich leer – die meisten Leute haben wohl einen Rückzieher gemacht. Die Touren sind eigentlich immer ausgebucht, weshalb wir ja auch eine Woche vorab gebucht haben (sonst hätten wir sicher die mit dem besseren Wetter genommen!).Ein freundlicher, junger Maori hat uns alles über Pottwale erzählt. Ich habe derweil etwas angestrengt den Horizont fixiert – mir war flau im Magen. Sohn drei neben mir gings blendend. Einigen Mitpassagieren ist nach und nach das Lachen vergangen, sie wurden zunehmend stiller und die hinteren Sitzreihen (wo der Katamaran am stabilsten ist) haben sich verdächtig gefüllt.
Nach etwa einer Stunde hat der Kapitän einen Wal geortet und uns in seine Nähe gebracht. Da lag er im Wasser, hat zwischendurch eine kleine Wasserfontäne in die Luft geblasen, und sich ausgeruht. Er war aber schon seit einiger Zeit da, und ist dann ziemlich bald ziemlich fotogen untergetaucht. Ist schon majestätsch, wenn sie ihren gewaltigen Rücken krümmen und mit der Flosse als letztes untertauchen. Gleich nebendran wurde ein weiterer Wal gesichtet, und so wurden wir auch dorthin gefahren. Auch dieser Wal lag gemütlich da – manchmal sind sie interessiert an den Booten, diese hier nicht. Auch dieser Wal ist instagram-tauglich untergetaucht. Die Zeit lief, und der Kapitän hat uns in einer etwas gemütlicheren Fahrt zu den Hectors-Dolphins gebracht. Das sind die kleinsten Delfine, possierlich, wendig und sehr verspielt. Sie sind neugierig um unser Schiff geflitzt und waren eine Augenweide. Danach gings bereits wieder zurück nach Kaikoura. Mir war immer noch flau im Magen. Oben an Deck gings gut, aber während der Fahrt muss man sich setzen, da wars schwieriger. Die Frau, die neben mir sass, hat Tüte um Tüte vollge****. Sie war wohl sehr froh, als wir festen Boden unter den Füssen hatten!
Danach haben wir in Kaikoura Sushi gegessen und noch ein wenig in die Läden reingeschaut. Kaikoura wurde am 14. November 16 von einem grossen Erdbeben erschüttert. Die Spuren sind überall zu sehen. An der Einkaufsstrasse fehlen Häuser, dort stehen Container, in denen die Läden untergebracht sind. Die Strasse nach Kaikoura war bei unserer Anreise kilometerlang in schlechtem Zustand, überall waren Baustellen. Das Städtchen war längere Zeit komplett von der Umwelt abgeschnitten. Wer zur Zeit des Erdbebes als Tourist dort war, musste den Camper oder das Auto dort lassen, es gab keine funktionierenden Verkehrswege mehr. Wenn man das anschaut, hat der Neuseeländische Staat schon viel geschafft an Reparatur!
Sehr beeindruckt war ich von der Firma Whale Watch Kaikoura. Warum kannst du hier nachlesen.
Nach etwas mehr als einer Stunde Fahrt Richtung Süden haben wir einen Abzweig zum Meer genommen und einen kleinen Campingplatz angesteuert. Zwar schöne Lage direkt am Meer, aber den Jungs hats überhaupt nicht gefallen dort. Bei den rudimentären und schmuddligen Einrichtungen wars dann auch unangenehm, als wir gemerkt haben, dass wir vor der Wegfahrt die Wasserpumpe nicht abgestellt haben und dass die ganze Zeit im Mini-Bad der Wasserhahn gelaufen ist (der Hebel rückt manchmal bei holprigen Fahrten nach oben, dann läuft das Wasser). Der Tank war leer, der Abwassertank dafür voll. Dabei hatten wir gerade erst gedumpt! Und das auf einem Zeltplatz, auf dem man die eigene Küche braucht (und der bereits bezahlt war). Also halt wieder 4 Kilometer zurück zum dumpen, abends um acht Uhr. Und wieder was gelernt.
Am nächsten Morgen sind wir weiter Richtung Süden gefahren. Unsere grossen Ziele auf der Südinsel waren der Abel Tasman und Kaikoura. Es sind nur noch etwa 10 Tage mit Jake, wofür reicht es noch, ohne dass es in Stress ausartet? Wir haben als nächstes Pinguine auf dem Radar – die Jungs möchten unbedingt Pinguine sehen. Zufälligerweise sind wir in Timaru gelandet, und die nette Frau auf dem äusserst sympathischen Campingplatz hat uns gesagt, dass abends gegen zehn am Hafen Pinguine zu ihren Jungen heimkommen (Blue Penguins). Das ist für heute Abend unser nächstes Ziel!
Sturm!
Wir werden sanndgestrahlt! Und durchgeschüttelt. Jake hält sich tapfer. Ringsum windets Zelte weg. Da waren Eltern, die ihre Kinder aus Zelten ins Auto getragen haben, die Armen. Jake ist innen voll Sand, ich konnte die Dachklappen gar nicht mehr schliessen. Der Sturm kam ganz plötzlich, Gerade noch wars ruhig und heiss – jetzt der Sturm mit einem Temperatursturz. Dabei hätten wir einen traumhaften Platz am Meer – aber wenn der Wind vom Meer her kommt ists nicht mehr gemütlich. Hoffentlich muss jetzt niemand aufs Klo!
Wir haben heute den Abel Tasman verlassen und sind viel gefahren. Die Landschaft hat sich unterwegs stark verändert. In Blenheim haben wir eingekauft, zu Mittag gegessen (um 15 Uhr 🙈) und Jake gedumpt. Kurz vor Kaikoura haben wir einen Stopp bei einer Seehundekolonie direkt an der Strasse gemacht. Waren die süss! Die Jungen übten schwimmen und fischen in kleinen Pools, die von den Wellen geschützt waren (so habe ich das auf jedenfall interpretiert). Die Grossen sonnten sich oder warfen sich in die Wellen um tu fischen.
Wir sind dann kurz nach Kaikoura auf einem Zeltplatz gelandet. Hier gäbe es Delfine zu sehen, hat die Frau an der Reception gesagt. Wir haben den besten Platz bekommen, zusammen ein Bier getrunken und nach Ricks Vorbild den (leider gekauften) Fisch zu Beer battered Fish verarbeitet. Als drei von uns beim Abwasch waren, hat uns der Sturm überrascht – sie konnten gar nicht mehr heimkommen.
Jetzt sind wir in Jake zusammengekuschelt und warten dass es nachlässt. Dummerweise haben wir vor ein paar Tagen eine Waltour gebucht. Morgen. Ich hoffe, es wird niemand seekrank. Ob ich ins Boot steige kann ich zwar noch nicht sagen. Bericht folgt!
Ein Geburtstag und Abel Tasman
Seit fast 21 Jahren gibt es in meinem Herzen einen Ort, nach dem immer eine Sehnsucht bleiben wird: der Abel Tasman National Park in Neuseeland. Ich kann nicht genau sagen, was es ausmacht, ob es nur gute Erinnerungen sind, oder ob die Schönheit dieses Nationalparks wirklich so überragend ist … Ich hatte den Park mit einer dreitägigen Wanderung entdeckt, mit Zelt, Schlafsack und allem Lebensnotwendigen ausgerüstet. Das Trinkwasser mussten wir unterwegs mit dem Benzinkocher abkochen, alles zum Essen mitnehmen. Es war einfach nur überwältigend schön, und nach den drei Tagen haben wir uns glücklich von einem Wassertaxi abholen lassen.
Die Wassertaxis sind eine praktische Besonderheit hier: man kann sich mit dem Taxi an einen der vielen Ablade-/Abholpunkte bringen oder holen lassen. Man kann also eine x-beliebige Strecke wandern. Oder man lässt sich bringen, badet in einer der vielen wunderschönen Buchten, und lässt sich wieder abholen. Wer mit Kindern reist, muss oft verzichten – auch wenn die Kinder schon grösser sind. Hier ist der Verzicht etwas weniger gross, es gibt für alle Levels etwas Schönes zu entdecken. Meine innere Angst war eher, dass der Zauber, den der Platz für mich inne hat, mit einem erneuten Besuch verschwindet, weil man vieles glorifiziert hat. Das hat sich – soviel schon vornweg – als unnötige Angst herausgestellt!
Im Unterschied zur ersten Reise fällt das Wassertaxi für fünf Personen preislich ganz schön ins Gewicht … Wir haben mit einem klitzekleinen schlechten Gewissen ein Taxi nach Anchorage gebucht. Die fast 13 km Wanderung war nämlich an Sohn 2s Geburtstag geplant, der aber gar nicht Freude hatte an unserem Vorhaben (Wandern! Leiden! Sterben! Tod!). Wir hatten aber die Hoffnung, dass der Tag für ihn unvergesslich wird, und er mehr mitnehmen wird, wenn er etwas für ihn Grosses geschafft hat. Sehr gern hätten wir uns noch eine Station weiter bringen lassen, aber das hätte uns zwei Stunden Zeit gekostet: eine für die längere Wanderung, und mindestens eine für den Umweg zu den Cleopatras Pools, die wir sicher nicht ausgelassen hätten. Ich wusste, dass das den Jungs zuviel sein würde. Verzicht eben doch, aber im Kleinen. Da eben noch ein Geburtstag zu feiern war, buchten wir nicht das 8 Uhr Taxi, sondern erst das um 10.30 (was, wie wir merken mussten, ein Fehler war).
Wir stiegen alle mit einigen andern Leuten in ein Boot, das an einen Traktor gehängt war, und wurden so zum Meer gefahren. Unser Führer war ein Draufgänger, der hats Krachen lassen 😉 … es windete stark an dem Tag, wir waren völlig nassgespritzt. Unterwegs hat das Boot beim Split Apple Rock für einen Fotostopp angehalten, und bei einer Insel hat uns der Fahrer Seehunde gezeigt. Die waren wirklich allerliebst, es hatte auch Junge, und solche im Wasser. In Anchorage wurden wir nach einem Manöver mit einer krassen Kurve dann ausgeladen. Wir waren zuhinterst und mussten zuerst aussteigen. Beim Stress mit Schuhe ausziehen (man steigt ins Wasser aus) hat der Bühlimann sein Iphone liegen gelassen. Sein Leben, auf dem Boot! Er hat es dem nächsten Boot gemeldet, und das IPhone wurde dann netterweise beim Office der Wassertaxis hinterlegt.
Kaum am Strand haben alle den herrlichen Sand bewundert. Die Farbe! Und die Art Sand: er tut nicht weh, ist einfach nur schön, nicht zu grob, nicht zu fein, einfach perfekt. Das türkisfarbene Meer und die herrliche, lange Bucht waren auch nicht zu verachten.
Die Bühlifamilie ist eine langsame Familie. Bis alle parat sind … Sohn 3 muss unbedingt aufs Klo, Sohn zwei findet heraus, dass es augerechnet hier, im Nichts, Wlan hat (?!?) und sitzt hinter dem Gerät. Der Mann muss unbedingt hier Fotos machen und da auch noch (mit meinem IPhone halt), Sohn eins wäre auch da, nur wo? Bis wir endlich abmarschieren ist schon fast zwölf. Frohgemut marschieren wir dahin … nach den ersten paar Metern schmerzt der Fuss von Sohn 3 so, dass er unmöglich weiterlaufen kann. Also Schuhe wechseln (die ich in weiser Voraussicht an meinen Rucksack gebunden habe), ein paar Meter laufen, es schmerzt immer noch, mit Socken, ohne Socken, ein Schuh so, der andere so … am Schluss läuft er mit einem Schuh mit dem andern barfuss, herrje. Wir laufen nicht weit, als es den ersten Fotostopp gibt, den ersten Lookout, wo man doch unbedingt auch hinmüsste. Etwas später trinken, unbedingt trinken. Und wieder Schuh anziehen, diesmal die Bändel nur ganz locker binden – halleluja, es funktioniert. Also weitergehen – ah, noch 12 Kilometer! Bald einmal kommt der erste Hunger auf … und wir steuern eine Bucht an, um ein Picknick zu essen. Der Weg verläuft zwar der Küste entlang, aber erhöht, und so müssen wir ein gutes Stück runterlaufen bis zur Bucht. Unten sind zwei kleine Buchten, eine mit einer Campsite, und eine zum Picknicken /Baden. Die Bucht ist nicht gross, aber wirklich hübsch. Wir packen unser Picknick aus und versuchen zu essen, ohne dass die freche Möwe, die uns entdeckt hat, es uns stiehlt. Es windet, und es ist ein wenig bedeckt. Trotzdem möchten wir ins Meer – hier muss man doch baden! Aber es ist kalt! Wir merken, dass die Zeit uns davonläuft. Also packen wir zusammen, ziehen uns um, und bis endlich alle ihre Füsse abgesandet haben und wieder in den Schuhen sind, ist eine weitere halbe Stunde vorbei. Sohn drei hätte liebend gern noch länger gebadet, der Arme.
Von da an versuchen wir, etwas schneller vorwärts zu kommen. Nach etwa 7 km werden die Füsse schwerer, die Jungs brauchen eine Pause. Wir trinken ein wenig, essen einen kleinen Snack und gehen weiter. Wir sehen einige Buchten, die wir wirklich gern besucht hätten, aber auslassen – wenn wir an eine Bucht gehen, geht das einfach nicht in schnell. Bei ein paar anderen machen wir einen Abstecher hinunter. Unterwegs entstehen schöne Gespräche mit den Jungs, und wir versuchen uns auch mit Singen (warum nur kennen wir keine Lieder die wir alle können?!). Sohn 3 ist ein wenig traurig, weil er doch so gern nochmal an einer Bucht gebadet hätte, aber es wird bereits Abend … Gegen 18 Uhr sitzen wir auf einem kleinen Bänkchen, etwa 2 km vor dem Ende des Tracks und überlegen, dass für uns eine 8 Uhr Buchung besser gewesen wäre. Dann hätten wir genügend Zeit gehabt und es gemütlicher angehen können. Aber wegen dem Geburtstag … ihr wisst schon. Am Ende des Tracks kehren wir ins Park Cafe ein und bestellen Pizza und den Catch of the Day (Fisch!). Ein Bier / Ginger Beer haben wir uns redlich verdient. Sohn 2 ist happy, es hat ihm gefallen! Abends bekommt er noch ein Pinata und zwei drei kleine Geschenke. So wurde sein Geburtstag wider erwarten ein richtig schöner Tag!
Am nächsten Morgen beschliessen wir, einfach noch eine Nacht zu verlängern. Den Preis zahlen wir dann am Tag darauf, wenn wir eine über vierstündige Etappe nach Kaikoura machen müssen, wo wir eine Whale Watch Tour gebucht haben. Heute aber wollen wir es uns hier gemütlich machen. Ich wasche, putze den Sand aus den Betten, gehen im völlig überteuerten Shop im Dorf mit dem geliehenen Velo einkaufen, mache Croque Monsieur. Der Mann macht derweil mit den Jungs Hausaufgaben. Nach dem Mittagessen packen wir zusammen (auch das wieder träge!), und laufen noch einmal ein Stück des Tracks zurück. Nach etwa einer Stunde gehen wir zu einer Bucht herunter, und dort haben wir endlich die Zeit, es richtig zu geniessen. Was für ein Strand! Es gibt zwar immer noch gehörige Windböen, aber die Sonne scheint heute richtig. Wir gehen ins Wasser … wir finden Seesterne, viele, viele Seesterne. Andere, als ich bis jetzt gekannt habe. Es hat tausende (noch lebende) Muscheln, einige riiiiiiesige Muschelschalen, ausserdem ganz spezielle Muscheln. Wir finden ständig etwas Neues, und kommen fast nicht mehr fort. Gegen sechs Uhr abends marschieren wir zurück, und essen in Marahau bei einem richtig coolen Burgerstand einen richtig leckeren Burger.
Morgen gehts also nach Kaikoura – fahren, fahren, fahren!