Alle Beiträge von Brigitte Kiener

Der Schatz

Wir sind also zu Beginn der Dämmerung mit der Schatzkarte und Taschenlamown bewaffnet losgelaufen. Es ging über mehrere Schafzäune und Gatter, unterwegs haben wir die zahmen Schafe und frechen Ziegen noch mit dem geschenkten Futter beglückt. Nach etwa fünf überquerten Weiden ging der Weg in dichten Buschwald hinein, und ein weiteres Stück später kamen Riesenfarne und grössere Bäume dazu. Der Weg war verwunschen, der Wald dicht, und Sohn drei hatte mit dem Gruseln zu kämpfen. Es war schon recht finster im Wald, und so habe nur ich das kleine Schild an einem Baum gesehen: ab dieser Stelle aufwärts gebe es bei Dunkelheit Glühwürmchen!

Bald einmal erschienen hier und dort schwache Lichtchen. Es sieht ein wenig aus wie bläuliche Led-Lichter. Wir sind weiter hinaufmarschiert, haben zweimal den Bach überquert und mussten zuletzt ein wenig klettern, bis der Weg an einem etwa 20 Meter hohen, kleinen Wasserfall endete.

Der Ort wäre tagsüber sicher wunderschön! Leider wars schon fast dunkel, man sah nur noch die Schemen der Riesenfarnbäume, des Wasserfalls und der unzähligen Steinmännchen, die andere Familien vor uns gebaut hatten. Die Jungs machten sich sofort an ein eigenes Steinmanndli, während wir mit zunehmender Begeisterung immer mehr Glüchwürmchen aufleuchten sahen (die genau genommen gar keine sind, aber das lassen wir jetzt mal).

Bei fast völliger Dunkelheit machten wir uns auf den Rückweg. Da erst haben wir die ganze Magie gesehen – Ansammlungen von Glühwürmchen haben den Weg links und rechts gesäumt. Manchmal wie ein ganzer Sternenhimmel. Viel schöner als in Waipo in der Höhle – es war so dreidimensional, weil sie hinter Farnen und Büschen am Wegrand waren, also unterschiedlich weit weg. Ich habe mir vorgestellt, dass hinter jedem Lichtchen die Wohnung eines kleinen Elfs oder einer Fee ist. Dass es ein ganzes Stätdchen mit vielen kleinen Häusern hat, und viele Städtchen und Dörfer nacheinander. So war der Weg zurück einfach nur wunderschön, es hatte überall Glühwürmchen, auch nach der Stelle mit dem Schild. Hauptsache feucht und finster.

Der Rückweg über die Weiden und Schafgatter war dann auch sehr schön – der Mond hat heller geleuchtet als dieTaschenlampen. Irgendwie ist in Neuseeland alles ein wenig stärker: man muss sich ständig eincremen, weil die Sonne wirklich sehr stark ist, die Farben sind sehr intensiv (wie grün kann etwas sein? Auf jedenfall viel grüner als das Grün daheim!), und so war auch der Mond viel heller, obwohl noch nicht Vollmond ist …

Am nächsten Tag haben wir gepackt und in Nelson den Wochenmarkt besucht. Danach gings weiter zu einem Besuch bei einer Kollegin aus der Schulzeit, die mit ihrer FamilIe hier lebt. Aber das ist die nächste Geschichte!

Windy wellington

Der Regen hat uns auf der Doc-Campsite des nachts erwischt. Es hat geschüttet! Am Morgen haben wir uns auf eine grosse Fahrt Richtung Süden gemacht. Die Landschaft hat sich langsam verändert, bis wir durch Wüste gefahren sind. Im Hintergrund die Berge von Mordor – oder in echt der Tongariro-Nationalpark. Vor 21 Jahren habe ich hier das Tongariro-Crossing gemacht. Wie gerne wäre ich wieder in den Nationalpark gefahren, um mehr zu entdecken! Es ist wunderschön dort und ich kann es jedem empfehlen. Mit etwas über zwei Wochen Zeit auf der Nordinsel, dazu noch mit Kindern, reicht es halt nicht für alles und wir haben nur einen kurzen Gruss nach Mordor geschickt.

Gegen Abend waren wir noch 40 Minuten von Wellington entfernt und müde vom ständigen Reisen. Wir haben im Paekakariki Holiday Park zwei Nächte gebucht, damit wir waschen, duschen und etwas zur Ruhe kommen können. Der Camping ist unaufgeregt, ruhig, hinter einem Park am Meer gelegen. Er ist etwas in die Jahre gekommen, aber blitzsauber und man fühlt sich dort wohl (danke auch hier den weltwunderer.de!). Wir haben allerdings schlecht geschlafen, weil es so sehr gewindet hat. Habe mich irgendwann gefragt, wieviel es braucht, um einen Jake wie unseren umzuwinden?!

Anschliessend gings nach Wellington. Nach einer Shoppingtour hatten wir eine Buchung bei den Weta Caves. Dort ist sozusagen die Heimat von Peter Jackson, dem Regisseur der Herr der Ringe-Filme. Die Weta Caves sind eine Firma für Spezialeffekte. In zwei 45-minütigen Touren wurden wir durch die Studios geführt, und durften viele echte Requisiten anschauen. Ein überlebensgrosser, riesiger Kopf war besonders eindrücklich, da wie echt – jedes einzelne Härchen im Gesicht war da, obwohl der Kopf viiiiel grösser ist als ein normaler Menschenkopf. 6 Wochen habe es gedauert, bis all die Haare, auch feine Gesichthaare, so eingesetzt waren. Der Kopf wurde für das Te Papa-Museum in Wellington gemacht – wir sollten ihm einen Tag später nochmals begegnen.

Die zweite Tour führt uns zu den Minitatur-Sets der TV-Serie Thunderbirds. Es war eindrücklich, eine komplett eingerichtete Villa in Mini-Version, aber mit allen Schikanen zu sehen. Es wird dort gefilmt, die Filme aber dann verlangsamt gebraucht – sonst würden sich zum Beispiel Palmen im Wind zu schnell bewegen. Während der Tour gabs auch viele Tipps, wie man selber coole Filme machen kann. Er zeigte uns eine Zitronen-Presse – einen Bowling-Kegel hintendranhalten, und schon hat man ein Weltraumgefährt, ein Geschoss oder … Ein Gebilde das aussah wie aus einem Star-Wars-Film, sehr futuristisch und technisch, wurde aus alten Fax-Geräten, Waschmaschinen-Trommeln und anderem Altmetall zusammengebastelt. Eindrücklich!

Das Thema passt übrigens super zum Schul-Thema der Jungs – ihr Quartalsthema ist «Klappe zu!». So sind sie zwar fünf Schulwochen nicht da, haben aber trotzdem etwas zum Thema erlebt.

Nachdem wir ausgiebig die Trolle aus einem Herr der Ringe-Film fotografiert haben, sind wir zu einem grossen Parkplatz mitten in der Stadt am Hafen gefahren. Der Platz ist direkt hinter dem Te Papa-Museum, für 30 Dollar darf man dort 24 Stunden bleiben. Den Kindern hats gefallen! Wir haben uns das Kochen gespart und ein Restaurant gesucht – leider das falsche. Erst wurden wir gar nicht bedient, dann haben wir über eine Stunde auf unser Essen gewartet.

Am nächsten Morgen gings nach einem lustigen Morgenessen auf dem grossen Gehweg vor dem Camper (wir wurden angeschaut – 😋 ) ins Te Papa-Museum – das Nationalmuseum der Neuseeländer mit hervorragendem Ruf. Zu unserer Enttäuschung war der Bereich, in dem man ein Erdbeben hätte spüren können, oder den Riesenkalmar besichtigen, wegen Umbau geschlossen. Etwas orientierungslos sind wir dann in die Ausstellung zum 1. Weltkrieg gegangen. Sehr schöne, lohnenswerte Ausstellung mit eben den überlebensgrossen Figuren aus dem Weta Caves – nur nicht für Kinder. Sohn 1 war alt genug dafür und war kaum mehr aus der Ausstellung zu kriegen. Sohn 2 und 3 finden Museen sowieso doof, das Te Papa hatte keine Chance … Nach einem kleinen Mittagessen und einem grossen Realfruit-Icecream gingen die Jungs auf dem Gelände rennen, parkouren und all das tun, was Jungs halt gern tun. Wir verabschiedeten uns nacheinander kurz in die Stadt, um ein paar Besorgungen zu machen. Ich machte noch einen Abstecher ins Meer – boah, kalt! Abends gabs leckere Pizza vor dem Camper.

Wellington ist eine schöne, herzliche, warme Stadt. Es windet zwar immer, aber irgendwie fällt das gar nicht so auf. Man ist einfach gerne dort, und man würde liebend gern noch länger dort bleiben …

Leider – oder auch nicht – gings am nächsten Morgen früh auf die Fähre. Die Südinsel rief. Die Fährüberfahrt ist wirkich schön – nach Wellington gabs sogar ein paar Delfine, die sich neben den Schiff in Pose warfen. Nach etwa der Hälfte der Fahrt fährt man in die Sounds um die Südinsel ein – sehr schön und abwechslungsreich!

Nun sind wir auf einer weiteren Campground-Empfehlung der weltwunderer.de gelandet (habe ja auch seit dem Sommer auf ihrer Website gelesen, und die Bücher dazu …). Es ist die Smith-Farm bei Linkwater. Eigentlich recht unspektakulär. Beim Einchecken bekommt man jedoch ein paar nette Dinge in die Hand gedrückt: selbstgebackene Muffins (lecker!), für jedes Kind einen Sack Futter für die Ziegen, Schafe und Schweine, und eine kleine Schatzkarte mit der Anweisung, bei Anbruch der Dunkelheit loszulaufen.

Bericht folgt 😋!

Jake

So langsam beginnen wir die Vorzüge unseres Campers, Jake, zu schätzen. Er ist zwar wirklich ein unmögliches Ungetüm. Richtig schnell fahren geht nicht, er ist in Kurven weniger stabil als unser Vw-Bus, und auf steileren Strassen geht ihm die Puste aus. Man schläft in der Regel mit vielen anderen Leuten auf einem Campingplatz, mit mehr oder weniger sauberen sanitären Anlagen – manchmal auch nur mit einem stinkenden Plumpsklo. Man hat wenig bis gar keine Privatsphäre, was mit Kindern im Teenageralter für den Teenie, manchmal aber auch für die Eltern gewöhnungsbedürftig ist.

Aber man hat auch immer eine Kochgelegenheit, einen Kühlschrank und all seine Vorräte dabei. Man hat bei Regen einen annehmbaren Unterschlupf. Bei Bedarf ist sogar eine Dusche und ein Wc da, auch wenn wir beides lieber nicht nutzen. Hat man unterwegs mal schmutzige Hände, kann man sie schwupps bei Jakes Küche waschen. Wenn jemand grösseres sich um Schlaf umdreht, schaukelt der ganze Kahn – aber bis auf die ersten zwei Nächte schlafe ich herrlich und erwache meistens erst am Morgen.

Wer nicht ans Reisen mit einem Camper gewöhnt ist, muss sich wohl anfangs wie wir erst an die Organisation in einem solchen Koloss gewöhnen. Jedes Ding braucht seinen Platz, und davon gibts viel zu wenig. Wohin nur mit all den Sachen, damit man sie auch wiederfindet? Wenn alles verstaut ist und man glücklich zum ersten Einkauf fährt, folgt die Ernüchterung: der Kühlschrank ist klein für eine fünfköpfige Familie, die Küche winzig. Hat alles Platz?? Wohin mit den Früchten?? Die Vorräte werden in Schränke gestapelt, die über Kopfhöhe sind. Nach einigen Wochen findet man in den Tiefen des Schranks Esswaren, von denen man gar nicht mehr wusste, dass man sie hat.

Mit der Zeit gewöhnt man sich an, die Schubladen vor der Abfahrt zu sichern, jedes Ding, das lose herumliegt zu verräumen (da es sonst während der Fahrt im Camper herumfliegt) und vor der Abfahrt all die Dinge zu tun, die getan werden müssen: Gashahn zudrehen, Stromkabel verräumen, Fenster zu usw. Wenn man nicht gerade einen Kühlschrank hat wie unser Jake, der in jeder Kurve aufspringt und seinen Inhalt ins Wageninnere erbricht, kann man jedes Ding sichern. Nebenbei – wir sichern Jakes Kühlschrank mittlerweile mit den komischen überzähligen Sitzkissen, die sowieso nur herumliegen und Platz fressen. Das Geschepper haben wir mit Küchentüchern reduziert, die vor jeder Fahrt an den richtigen Orten eingeklemmt werden. Sogar das Blech von Grill bekommt ein Küchentuch, worauf es brav die ganze Fahrt lang schweigt.

Nach einem Ausflug zu Jake zurückzukehren fühlt sich schon ein wenig wie Heimkommen an. Morgens vor der Abfahrt sitzen die Handgriffe, um das Bett wieder in einen Tisch zu verwandeln (was habe ich die ersten Male geübt, bis ich wusste wie …) und alles reisefertig zu machen. Wir sind viel effizienter geworden. Wir schauen Parkmöglichkeiten mit Jake-Augen an und der Bühlimann parkt das Möbel in jede erdenkliche Lücke (und manchmal wieder aus, weil die Frau den Ort einfach unpassend findet für einen Riesen wie Jake. Man darf sich nicht alles erlauben).

Ja, Jake säuft. Er fährt etwas über 300 Kilometer mit einem Tank. Unser VW-Bus zuhause macht mit einem Tank (der nur wenig grösser ist) dreimal soviel Strecke … trotzdem: Camper Jake wächst uns langsam ans Herz!

Bei den Hobbits

Die Herr der Ringe-Filme gesehen? Oder den Hobbit? Vielleicht sogar die Bücher gelesen? Dir hätte der gestrige Tag gefallen!

Nach einem gemütlichen Morgen/Mittag am Strand mit dem Bodyboard und einem Picknick sind wir nach Matama an einen der Drehorte der Filme gefahren. Das Hobbiton Movie-Set wurde auf dem Gelände einer Farm gebaut. Nach den Dreharbeiten zu Herr der Ringe wurde mit dem Rückbau begonnen. Als immer mehr Herr der Ringe-Fans am ehemaligen Filmset auftauchten, wurden die Abbrucharbeiten gestoppt. Zehn Jahre nach den drei Herr der Ringe-Filmen wurde Der Hobbit gedreht, und dafür wurden die Hobbithöhlen nochmal gebaut – mehr diesmal, aus richtigem Holz und stabil, nicht nur aus Styropor und Pappe. Aus dem Drehort wurde das Hobbiton-Movie-Set, das im Rahmen einer geführten Tour besucht werden kann.

Wir wollten schon etwas früher auf eine Tour, aber es war alles ausgebucht … Frohgemut sind wir zwei Tage später als geplant auf den Parkplatz gegondelt, haben Jake seinem Schicksal überlassen und sind zur gebuchten Zeit in der Schlange gestanden. Dort gibt es die wohl saubersten Toiletten Neuseelands, alles ist liebevoll beschriftet, und da man nur geführt gehen kann ist es auch nirgendwo zu voll.

Zu Beginn steigt man in einen grünen Car – unser Fahrer hat ausgesehen wie ein zu gross geratener Hobbit. Dann fährt man etwa 2 Kilometer über eine schmale, kurvige Aufundabstrasse. Der Car hat immer wieder bremsen oder anhalten müssen, weil Schafe oder Kühe mit ihren Kälbern auf der Strasse waren. Zusammen mit einem Tourguide darf man dann als Gruppe in das Hobbitdorf. Alles ist da – Hobbiteingänge, rauchende Kamine, viele Blumen, Gemüsegärtchen, grosse und kleine Hobbithöhlen – in die man zur Enttäuschung der Kinder nicht hineindurfte, da hinter der Fassade nicht viel ist. Der Partybaum, die Partywiese, Bilbos Haus, sogar Sams Haus … Es ist alles mit so viel Liebe zum Detail gemacht – einfach nur wunderschön, auch für jemand, der die Filme nicht kennt. Meiner Mutter hätten all die liebevoll gemachten Gärtchen mit vielen verschiedenen Blumen und Kräutern gefallen. Es ist ein bisschen wie bei uns der Ballenberg, aber in hobbitisch.

So war das ein rundum herrlicher Tag, an dessen Ende wir Richtung Rotorua gefahren sind. Die Stadt hat uns aber nicht gerade freundlich begrüsst – es hat geregnet. Der Empfang am Camping war eher frostig, und der Camping wäre wohl schön gewesen, aber schmutzig und preislich arg an der Schmerzgrenze.

Ich war vor 21 Jahren schon mal in Rotorua, und hatte damals dasselbe Gefühl wie diesmal. Ich werde einfach nicht nicht warm mit der Stadt. Sie erscheint mir unfreundlich, und sie lässt mich ratlos zurück. Es gäbe so viel Intressantes zu sehen … Die Vögel in der Gegend müssen ihre Eier scheinbar nicht ausbrüten – der Boden ist überall warm bis heiss. Die Bewohner von Rotorua können ihre Eier zum Kochen in einem Körbchen in den Hinterhof hängen – es hat überall heisses Wasser … Wir sind spätabends zu einem (übrigens sehr leckeren) japanischen Restaurant gelaufen, über breite geteerte Wege an einer grossen Strasse. Nebendran haben heisse Schlammtöpfe geploppt und gebrodelt, überall stiegen Dampfwolken auf – die ganze Stadt ist ein einziges Thermalgebiet. Trotz all dem wollten wir morgens nur noch weg, wir fühlten uns einfach nicht wohl. Wir haben Jake gepackt, sind losgefahren, haben eingekauft und uns Richtung Taupo aufgemacht.

Unterwegs haben wir noch den Redwoods Tree Walk in Rotorua besucht – der ist hübsch, die Bäume sind noch vergleichsweise jung, (112 Jahre alt, aber es gibt ja in Kalifornien über 2000 Jahre alte Exemplare). Trotzdem ist man ehrfürchtig gestimmt im Wald, die Bäume sind riesig. Beim Eingang des Tracks hat es eine Scheibe eines uralten Redwoods – da sind dann bei den Jahrringen Dinge angeschrieben wie Christi Geburt. Unglaublich!

Einen zweiten Abstecher haben wir zum Waimangu Volcanic Valley gemacht. So ganz ohne thermische Erlebnisse wollten wir die Jungs nicht ziehen lassen. Wir haben einen 45 Minütigen Weg gemacht, an dem wir mehrere Krater, einen ehemaligen Geysir, und viele heisse Quellen, Flüsschen und Bäche bewundern konnten. Das Gebiet ist das jüngste Thermalgebiet der Welt. Überall steigen Dämpfe auf, sprudelt heisses Wasser hervor, ziehen Dampfschwaden über Seen in Kratern … Der Walk kostet für eine Familie einiges, ist aber durchaus lohnenswert.

Wir sind danach mit Jake weitergezogen, und kurz nach Taupo auf einer Doc-Campsite gelandet (Five Mile Bay Recrestion Research). Hier stehen unzählige Wohnmobile am Ufer des Sees, und alle teilen sich ein einziges Plumpsklo. Das Wetter hat gewechselt, ein kühler Wind ist aufgekommen, morgen soll es regnen. Wir haben unsere Fähre zwei Tage nach hinten geschoben – wenn wir gewusst hätten, dass wir nicht in Rotorua bleiben wäre das nicht mal nötig gewesen. So planen wir nun gemütlich in Jakes Bett die nächsten Tage. Vermutlich gibts Hausaufgaben bei Regenwetter!

Fahren, fahren, fahren …

Wir sind zwei Nächte auf dem Luxus-Zeltplatz geblieben. Die Jungs haben Freunde gefunden und wollten gar nicht mehr weg. Ich habe den Kampf um die Waschmaschinen nach enigen Anläufen gewonnen und meinen Tag vor allem mit Waschen und Trocknen verbracht. Irgendwann sind wir ins Städtchen gelaufen und haben endlich ein Bodyboard gekauft, das ich dann abends in den Wellen ausprobiert habe. Die waren allerdings etwas zu zahm – oder mein Können zu lahm …

Morgens haben wir zusammengepackt und sind weitergefahren. Eine über dreistündige Etappe war vor uns. Nach zwei Stunden machten wir ein Picknick an einem kleinen Meeresarm . Die Jungs fanden die Fahrerei langsam nicht mehr lustig … In Tauranga kauften wir ein (schon wieder?!), und suchten uns einen Zeltplatz am Meer aus. Nur – wir hatten vergessen, dass Freitag ist und die Neuseeländer selber auf den Zeltplätzen sind. Alles voll! Irgendwann sind wir auf dem Pacifik Park Campground gelandet. Alkohol ist hier verboten. Psst – wir waren ein wenig renitent und haben uns trotzdem ein Glas Wein und ein Bier gegönnt.

Abends waren noch im Meer und haben alle das neue Bodyboard ausprobiert. Das waren Wellen hier! Sohn zwei ist ein Tausendsassa – er schaut die Wellen an, legt das Board hin und surft beim ersten Anlauf los. Wenn ich denke, was ich gestern geübt habe … Aber heute läufts auch mir super, es macht richtig Spass!

Der Tag war nett, aber halt viel Fahrerei. Morgen gehts zu den Hobbits, hurra!

Kauri-Bäume

Der plüschige Campground ist Geschichte, war nett da. Weiter gehts zu den Überresten der Kauri-Wälder, die früher grosse Teile von Neuseeland bedeckt haben. Die Maori nutzten die Stämme vor allem für ihre Kanus. Die weissen Siedler fanden eher Gefallen an den jungen Bäumen, das langlebige, robuste Holz gab perfekte Masten für ihre Schiffe. Bevor sie dann im grossen Stil die Wälder abgeholzt und das Holz und auch das Harz exportiert haben. Wenn man bedenkt, dass die Bäume zum Teil über 2000 Jahre alt sind und sie pro Jahr nur 4 bis 6 mm wachsen …

Wir haben zwei kürzere Spaziergänge zu einigen Bäumen gemacht. Die letzten verbliebenen Kauris sind von einem Pilz bedroht, der die Bäume absterben lässt. Darum mussten wir die Schuhe putzen und desinfizieren – beim Rein- und beim Rausgehen. Das sieht ähnlich aus wie die Bürsten, die man den Kühen aufhängt, damit sie sich kratzen können, nur halt von unten. Die Wege darf man nicht verlassen, die Wurzeln der Bäume sind extrem empfindlich. Unversehens steht man vor einem wahren Giganten … Tane Mahuta heisst der Baum, ist 51.2 m hoch, der Stamm hat einen Umfang von über 13 Metern (Durchmesser 4.4 m). Er ist der grösste bekannte lebende Baum Neuseelands. Still und ehrfürchtig steht man vor dem alten Riesen … Auf dem Baum leben übrigens über 100 andere Pflanzen.

Auf einem halbstündigen Weg haben wir einen zweiten Giganten gesehen, weniger hoch, aber mehr Stamm (16,irgendetwas Umfang). Und viele weiter wahrhaft grosse Bäume – unsere Linde zuhause ist ein Zwerg!

Nach diesem Waldbad gönnten wir uns ein Realfruit-Icecream am Stand auf dem Parkplatz -ähem, nach dem Morgen-, vor dem Mittagessen. Es hat sich sehr gelohnt ;-).

Danach leider ziemlich viel Fahren … wir haben etwas Zeitstress, sollten am 16. Januar in Wellington sein, da wir da eine Fähre zur Südinsel gebucht haben. Wir könnten ewig hier weiterschauen und es plätschern lassen, darum haben wir die Fahrt reserviert. Jetzt gäbe es noch einen Hotwater-Beach, das beste Kiwihaus Neuseelands, Taupo, das Tongario-Gebiet (oh wie schön es dort ist, ich war da schon vor 21 Jahren …), Rotorua, das Hobbiton Movie Set, Hamilton, und zu guter letzt Wellington, wo wir doch auch zwei Tage Zeit haben möchten … Dummerweise sind wir vor Auckland auf einem Zeltplatz gelandet, der die Kinder begeistert. Sie haben Anschluss gefunden an Kinder aus Neuseeland, Kanada, Russland … da ist das Meer, Gokarts, die man mieten kann, ein anständiges Trampolin – sie wollen auf keinen Fall schon morgen weiter. Ihnen zuliebe bleiben wir hier und streichen die meisten Punkte von unserer Liste. Am 12. haben wir eine Tour in Hobbiton gebucht – vorher war alles ausgebucht …

So steht Jake jetzt auf einem sehr vollen, sehr modernen und sehr kinderfreundlichen Zeltplatz und lädt seine Batterien. Und wir tun dasselbe.

Angekommen

Wir sind angekommen. Der Jetlag ist durch, und wir hatten ein paar richtig schöne Tage. Auch der Sommer hat uns gefunden, hurra! Es ist zwischen 24 und 28 Grad, richtig nett.

In Paihia waren wir auf einer Delfintour. Ein herrlicher Tag – das Meer türkisgrün, ein netter Guide, der uns tatsächlich mehrere Gruppen Delfine zeigen konnte. Die waren so neugierig! Ein schönes Erlebnis, auch für die Kinder, und definitiv sein Geld wert.

Jake der Camper hat seine ersten unpowered Nächte mit Bravour gemeistert. Wir haben zwei Nächte nacheinander auf zwei Doc-Campsites (Doc = Departement of Conservation, sozusagen die Naturschutzbehörde Neuseelands) verbracht. Die erste, Raetea Reserve, hat mir sehr gefallen. Man parkt auf einer weitflächigen Wiese, ringsherum Wald mit Riesenfarnen, ein Flüsschen plätschert dahin … um aufs Plumpsklo zu gehen, muss man den Fluss überqueren ( in dem sich herrlich baden lässt), bekommt also jedes Mal nasse Füsse. Das Wc ist noch 200 m weiter oben. Frühmorgens ist das Wasser im Fluss arg kalt! Schön und lustig wars trotzdem. Für die Kinder ein bisschen Lebensschule: nicht nur keinen Strom und kein Wasser (ausser was Jake hergibt). Nicht nur kein Wlan – nein, gar kein Netz. Und man überlebt.

Am nächsten Tag sind wir zu den Giant Sand Dunes gefahren und haben uns dort drei Bretter gemietet. Auf Anraten der Maori, die uns das Brett vermietet haben, sind wir in Socken (ohne Schuhe, dafür zwei Paar Socken) in die Dünen gelaufen. Alles andere sei zu heiss. So wars denn auch: heiss. Sohn zwei fands gar nicht witzig, er erträgt Hitze schlecht und bekommt davon Migräne. Kein guter Ausflug für ihn! Sohn eins fands dafür umso cooler. Nach dem recht anstrengenden Ausflug war Jakes Dusche unsere Rettung: wir waren alle mit Sand paniert. Sind danach noch ein Stück weitergefahren, und haben kurz vor dem Cape Reinga den letzten Campingplatz angesteuert. Diesmal an einem kleinen Meeresarm, wo wir Ebbe/Flut wunderbar beobachten konnten. Sohn 3 findet eine wunderschöne Paua-Muschel – ob wir die heimnehmen dürfen? Abends die Überraschung: wohl etwa hundert Mücken im Camper. Hurra! Irgendwann waren sie erlegt und wir erledigt …

Morgens gings Richtung Cape Reinga, der (fast)nördlichste Punkt Neuseelands. Was für ein wunderschöner Ort! Schon die Fahrt dorthin war eine Augenweide. Am Cape Reinga treffen zwei Meere aufeinander: das Tasmanische Meer und der Pazifik. Man sieht wirklich, wo sie zusammentreffen. Die Fahrt hierhin von Auckland war lang, ist es aber definitiv wert!! Bei der Wegfahrt haben wir gesehen, wie es zwei Stunden später hier aussieht: voll, sehr voll. Es lohnt sich, etwas früher als die grosse Masse anzukommen.

Wir sind wieder südwärts gefahren, haben in Rawene eine Fähre nach Kohukohu genommen und sind für eine Nacht im etwas in die Jahre gekommenen, aber richtig hübschen, plüschigen Opononi Beach Holiday Park untergekommen. Die Koutu Boulders haben wir übersprungen – es reicht nicht für alles. Morgen gehts zu den Kauris, nach den Sequoias in Amerika die grössten Bäume der Welt.

Leuchtturm am Cape Reinga
Sand Dunes Te Paki
Beim letzten Campground vor dem Cape Reinga
Doc Campground mit Wc-Abenteuer

Aller Anfang ist schwer

Ob wir wohl warm werden mit dem Camper-Leben? Ich bin noch nicht sicher … Die Jungs sind nicht gerade glücklich im Moment, sie vermissen ihre Kollegen (wir sind nicht gewohnt ohne andere Kinder zu reisen), sie haben Mühe mit dem Weiterziehen. Der Camper wird uns erst langsam zur Heimat. Die Fahrerei mit dem Koloss (ich nenne ihn Jake) ist sehr mühsam, ständig schepperts irgendwo, der Kühlschrank springt in jeder Kurve auf und entleert seinen Inhalt im ganzen Camper (das ist auch nicht der einzige Mangel den wir haben, aber der schwierigste).

Die ersten beiden Nächte haben wir am Muriwai-Beach verbracht, ein schöner Campground hinter den Dünen eines laaaaangen, schwarzsandigen Surfer-Strandes (gefunden dank den weltwunderer.de, danke). Erst als wir weitergezogen sind, wussten die Jungs zu schätzen, was wir da hatten! Wir sind Richtung Norden gefahren, mussten immer wieder stoppen (Kühlschrank lässt grüssen, das unselige Geschepper auch), und haben dann in Waipu einen Mittagsstopp eingelegt. Von dort aus war es nicht mehr weit zu den Waipu-Caves. Da hatten wir dann zum ersten Mal vor Augen, dass wir in der Hochsaison reisen – was mal ein Geheimtipp war, ist keiner mehr, der Parkplatz war proppenvoll. Das ist mit einem Jake wie unserem schwierig – wo parken, wenn alle anderen auch geparkt haben? 7.20 m bringt man nicht so einfach unter …

Die Höhle war voller lärmender Touristen, allen voran eine sehr laute, asiatische Grossfamilie. Wir haben einen kleinen „Sternenhimmel“ voller Glühwürmchen gesehen – wenn die Grossfamilie zufälligerweise mal alle Lichter gelöscht hat. Trotzdem war es ein schöner Ausflug, die Landschaft ist wunderschön, die Höhlen liegen optisch in einem Herr der Ringe-Gebiet – wunderschöne Wäldchen mit Felsen zwischen den Bäumen. Die Jungs waren begeistert am herumklettern.

Danach ging die Fahrt weiter Richtung Waitangi, auf den Waitangi Holiday Park. Boah, ist der Campground teuer!! Er liegt wunderschön an einem Fluss nahe dem Meer. Unser Kinder finden, er sei eine Absteige – die sanitären Einrichtungen und die Küchen sind gewöhnungsbedürftig, inklusive die langen Warteschlangen vor den wenigen Duschen und Wc. Die Küche benutzen wir schon gar nicht, es hat zu viele die noch aufs Kochen warten. Da wir nach Fahren und Einkaufen erst gegen 20 Uhr hier waren, kommen die Kinder entsprechend spät ins Bett, und so hat jedes seine Krise mit Heimweh … sie sind entwurzelt, nirgends zuhause, wir sind nicht Camper gewöhnt …

Der nächste Morgen ist dann umso schöner, endlich blauer Himmel und Sonne, die hat uns bis jetzt gefehlt. Sogar einen anständigen Tisch haben wir uns gekapert (der unsere ist für fünf ein Witz). Es wird heiss, und wir beschliessen, einfach ein wenig hier zu bleiben. Jetzt gehts an den Strand im Dorf.

Wir hoffen, wir werden bald Freunde, Jake und wir!

Camper wo bist du?

Seit zwei Stunden warten wir auf unseren Camper … öde, öde, öde! Und kalt in den klimatisierten Räumen – dabei bin ich doch schon grob erkältet, wohl vom Flug her. Den Jungs ist langweilig, und ich möchte jetzt endlich zur Strawberry Farm unser erstes Realfruit-Icecream essen gehen.

Auckland …

… du magst ja schön sein, aber wir haben jetzt genug von dir. Wir waren schon zu lange da. Morgen gehts mit dem Camper in den Linksverkehr – ein 7.60 m Ungetüm wird unser neues Zuhause. Die Stadt war mit den Kindern inspirierend, aber anstrengend. Fünf Meinungen, fünf Bedürfnisse, fünf Wünsche … Die Jungs werden sich wohl unterwegs über Einsamkeit und Langeweile beschweren – aber ein Tapetenwechsel ist jetzt genau das, was ich brauche. Nordinsel – wir kommen! Und wir freuen uns auf dich!