Wir sind also zu Beginn der Dämmerung mit der Schatzkarte und Taschenlamown bewaffnet losgelaufen. Es ging über mehrere Schafzäune und Gatter, unterwegs haben wir die zahmen Schafe und frechen Ziegen noch mit dem geschenkten Futter beglückt. Nach etwa fünf überquerten Weiden ging der Weg in dichten Buschwald hinein, und ein weiteres Stück später kamen Riesenfarne und grössere Bäume dazu. Der Weg war verwunschen, der Wald dicht, und Sohn drei hatte mit dem Gruseln zu kämpfen. Es war schon recht finster im Wald, und so habe nur ich das kleine Schild an einem Baum gesehen: ab dieser Stelle aufwärts gebe es bei Dunkelheit Glühwürmchen!
Bald einmal erschienen hier und dort schwache Lichtchen. Es sieht ein wenig aus wie bläuliche Led-Lichter. Wir sind weiter hinaufmarschiert, haben zweimal den Bach überquert und mussten zuletzt ein wenig klettern, bis der Weg an einem etwa 20 Meter hohen, kleinen Wasserfall endete.
Der Ort wäre tagsüber sicher wunderschön! Leider wars schon fast dunkel, man sah nur noch die Schemen der Riesenfarnbäume, des Wasserfalls und der unzähligen Steinmännchen, die andere Familien vor uns gebaut hatten. Die Jungs machten sich sofort an ein eigenes Steinmanndli, während wir mit zunehmender Begeisterung immer mehr Glüchwürmchen aufleuchten sahen (die genau genommen gar keine sind, aber das lassen wir jetzt mal).
Bei fast völliger Dunkelheit machten wir uns auf den Rückweg. Da erst haben wir die ganze Magie gesehen – Ansammlungen von Glühwürmchen haben den Weg links und rechts gesäumt. Manchmal wie ein ganzer Sternenhimmel. Viel schöner als in Waipo in der Höhle – es war so dreidimensional, weil sie hinter Farnen und Büschen am Wegrand waren, also unterschiedlich weit weg. Ich habe mir vorgestellt, dass hinter jedem Lichtchen die Wohnung eines kleinen Elfs oder einer Fee ist. Dass es ein ganzes Stätdchen mit vielen kleinen Häusern hat, und viele Städtchen und Dörfer nacheinander. So war der Weg zurück einfach nur wunderschön, es hatte überall Glühwürmchen, auch nach der Stelle mit dem Schild. Hauptsache feucht und finster.
Der Rückweg über die Weiden und Schafgatter war dann auch sehr schön – der Mond hat heller geleuchtet als dieTaschenlampen. Irgendwie ist in Neuseeland alles ein wenig stärker: man muss sich ständig eincremen, weil die Sonne wirklich sehr stark ist, die Farben sind sehr intensiv (wie grün kann etwas sein? Auf jedenfall viel grüner als das Grün daheim!), und so war auch der Mond viel heller, obwohl noch nicht Vollmond ist …
Am nächsten Tag haben wir gepackt und in Nelson den Wochenmarkt besucht. Danach gings weiter zu einem Besuch bei einer Kollegin aus der Schulzeit, die mit ihrer FamilIe hier lebt. Aber das ist die nächste Geschichte!