Seit fast 21 Jahren gibt es in meinem Herzen einen Ort, nach dem immer eine Sehnsucht bleiben wird: der Abel Tasman National Park in Neuseeland. Ich kann nicht genau sagen, was es ausmacht, ob es nur gute Erinnerungen sind, oder ob die Schönheit dieses Nationalparks wirklich so überragend ist … Ich hatte den Park mit einer dreitägigen Wanderung entdeckt, mit Zelt, Schlafsack und allem Lebensnotwendigen ausgerüstet. Das Trinkwasser mussten wir unterwegs mit dem Benzinkocher abkochen, alles zum Essen mitnehmen. Es war einfach nur überwältigend schön, und nach den drei Tagen haben wir uns glücklich von einem Wassertaxi abholen lassen.
Die Wassertaxis sind eine praktische Besonderheit hier: man kann sich mit dem Taxi an einen der vielen Ablade-/Abholpunkte bringen oder holen lassen. Man kann also eine x-beliebige Strecke wandern. Oder man lässt sich bringen, badet in einer der vielen wunderschönen Buchten, und lässt sich wieder abholen. Wer mit Kindern reist, muss oft verzichten – auch wenn die Kinder schon grösser sind. Hier ist der Verzicht etwas weniger gross, es gibt für alle Levels etwas Schönes zu entdecken. Meine innere Angst war eher, dass der Zauber, den der Platz für mich inne hat, mit einem erneuten Besuch verschwindet, weil man vieles glorifiziert hat. Das hat sich – soviel schon vornweg – als unnötige Angst herausgestellt!
Im Unterschied zur ersten Reise fällt das Wassertaxi für fünf Personen preislich ganz schön ins Gewicht … Wir haben mit einem klitzekleinen schlechten Gewissen ein Taxi nach Anchorage gebucht. Die fast 13 km Wanderung war nämlich an Sohn 2s Geburtstag geplant, der aber gar nicht Freude hatte an unserem Vorhaben (Wandern! Leiden! Sterben! Tod!). Wir hatten aber die Hoffnung, dass der Tag für ihn unvergesslich wird, und er mehr mitnehmen wird, wenn er etwas für ihn Grosses geschafft hat. Sehr gern hätten wir uns noch eine Station weiter bringen lassen, aber das hätte uns zwei Stunden Zeit gekostet: eine für die längere Wanderung, und mindestens eine für den Umweg zu den Cleopatras Pools, die wir sicher nicht ausgelassen hätten. Ich wusste, dass das den Jungs zuviel sein würde. Verzicht eben doch, aber im Kleinen. Da eben noch ein Geburtstag zu feiern war, buchten wir nicht das 8 Uhr Taxi, sondern erst das um 10.30 (was, wie wir merken mussten, ein Fehler war).
Wir stiegen alle mit einigen andern Leuten in ein Boot, das an einen Traktor gehängt war, und wurden so zum Meer gefahren. Unser Führer war ein Draufgänger, der hats Krachen lassen 😉 … es windete stark an dem Tag, wir waren völlig nassgespritzt. Unterwegs hat das Boot beim Split Apple Rock für einen Fotostopp angehalten, und bei einer Insel hat uns der Fahrer Seehunde gezeigt. Die waren wirklich allerliebst, es hatte auch Junge, und solche im Wasser. In Anchorage wurden wir nach einem Manöver mit einer krassen Kurve dann ausgeladen. Wir waren zuhinterst und mussten zuerst aussteigen. Beim Stress mit Schuhe ausziehen (man steigt ins Wasser aus) hat der Bühlimann sein Iphone liegen gelassen. Sein Leben, auf dem Boot! Er hat es dem nächsten Boot gemeldet, und das IPhone wurde dann netterweise beim Office der Wassertaxis hinterlegt.
Kaum am Strand haben alle den herrlichen Sand bewundert. Die Farbe! Und die Art Sand: er tut nicht weh, ist einfach nur schön, nicht zu grob, nicht zu fein, einfach perfekt. Das türkisfarbene Meer und die herrliche, lange Bucht waren auch nicht zu verachten.
Die Bühlifamilie ist eine langsame Familie. Bis alle parat sind … Sohn 3 muss unbedingt aufs Klo, Sohn zwei findet heraus, dass es augerechnet hier, im Nichts, Wlan hat (?!?) und sitzt hinter dem Gerät. Der Mann muss unbedingt hier Fotos machen und da auch noch (mit meinem IPhone halt), Sohn eins wäre auch da, nur wo? Bis wir endlich abmarschieren ist schon fast zwölf. Frohgemut marschieren wir dahin … nach den ersten paar Metern schmerzt der Fuss von Sohn 3 so, dass er unmöglich weiterlaufen kann. Also Schuhe wechseln (die ich in weiser Voraussicht an meinen Rucksack gebunden habe), ein paar Meter laufen, es schmerzt immer noch, mit Socken, ohne Socken, ein Schuh so, der andere so … am Schluss läuft er mit einem Schuh mit dem andern barfuss, herrje. Wir laufen nicht weit, als es den ersten Fotostopp gibt, den ersten Lookout, wo man doch unbedingt auch hinmüsste. Etwas später trinken, unbedingt trinken. Und wieder Schuh anziehen, diesmal die Bändel nur ganz locker binden – halleluja, es funktioniert. Also weitergehen – ah, noch 12 Kilometer! Bald einmal kommt der erste Hunger auf … und wir steuern eine Bucht an, um ein Picknick zu essen. Der Weg verläuft zwar der Küste entlang, aber erhöht, und so müssen wir ein gutes Stück runterlaufen bis zur Bucht. Unten sind zwei kleine Buchten, eine mit einer Campsite, und eine zum Picknicken /Baden. Die Bucht ist nicht gross, aber wirklich hübsch. Wir packen unser Picknick aus und versuchen zu essen, ohne dass die freche Möwe, die uns entdeckt hat, es uns stiehlt. Es windet, und es ist ein wenig bedeckt. Trotzdem möchten wir ins Meer – hier muss man doch baden! Aber es ist kalt! Wir merken, dass die Zeit uns davonläuft. Also packen wir zusammen, ziehen uns um, und bis endlich alle ihre Füsse abgesandet haben und wieder in den Schuhen sind, ist eine weitere halbe Stunde vorbei. Sohn drei hätte liebend gern noch länger gebadet, der Arme.
Von da an versuchen wir, etwas schneller vorwärts zu kommen. Nach etwa 7 km werden die Füsse schwerer, die Jungs brauchen eine Pause. Wir trinken ein wenig, essen einen kleinen Snack und gehen weiter. Wir sehen einige Buchten, die wir wirklich gern besucht hätten, aber auslassen – wenn wir an eine Bucht gehen, geht das einfach nicht in schnell. Bei ein paar anderen machen wir einen Abstecher hinunter. Unterwegs entstehen schöne Gespräche mit den Jungs, und wir versuchen uns auch mit Singen (warum nur kennen wir keine Lieder die wir alle können?!). Sohn 3 ist ein wenig traurig, weil er doch so gern nochmal an einer Bucht gebadet hätte, aber es wird bereits Abend … Gegen 18 Uhr sitzen wir auf einem kleinen Bänkchen, etwa 2 km vor dem Ende des Tracks und überlegen, dass für uns eine 8 Uhr Buchung besser gewesen wäre. Dann hätten wir genügend Zeit gehabt und es gemütlicher angehen können. Aber wegen dem Geburtstag … ihr wisst schon. Am Ende des Tracks kehren wir ins Park Cafe ein und bestellen Pizza und den Catch of the Day (Fisch!). Ein Bier / Ginger Beer haben wir uns redlich verdient. Sohn 2 ist happy, es hat ihm gefallen! Abends bekommt er noch ein Pinata und zwei drei kleine Geschenke. So wurde sein Geburtstag wider erwarten ein richtig schöner Tag!
Am nächsten Morgen beschliessen wir, einfach noch eine Nacht zu verlängern. Den Preis zahlen wir dann am Tag darauf, wenn wir eine über vierstündige Etappe nach Kaikoura machen müssen, wo wir eine Whale Watch Tour gebucht haben. Heute aber wollen wir es uns hier gemütlich machen. Ich wasche, putze den Sand aus den Betten, gehen im völlig überteuerten Shop im Dorf mit dem geliehenen Velo einkaufen, mache Croque Monsieur. Der Mann macht derweil mit den Jungs Hausaufgaben. Nach dem Mittagessen packen wir zusammen (auch das wieder träge!), und laufen noch einmal ein Stück des Tracks zurück. Nach etwa einer Stunde gehen wir zu einer Bucht herunter, und dort haben wir endlich die Zeit, es richtig zu geniessen. Was für ein Strand! Es gibt zwar immer noch gehörige Windböen, aber die Sonne scheint heute richtig. Wir gehen ins Wasser … wir finden Seesterne, viele, viele Seesterne. Andere, als ich bis jetzt gekannt habe. Es hat tausende (noch lebende) Muscheln, einige riiiiiiesige Muschelschalen, ausserdem ganz spezielle Muscheln. Wir finden ständig etwas Neues, und kommen fast nicht mehr fort. Gegen sechs Uhr abends marschieren wir zurück, und essen in Marahau bei einem richtig coolen Burgerstand einen richtig leckeren Burger.
Morgen gehts also nach Kaikoura – fahren, fahren, fahren!