Wir entscheiden uns, Richtung Christchurch zu fahren – das Meer lockt. Nicht die beste Entscheidung … Es sind drei Stunden Fahrt, es geht durch wunderschöne Landschaft, die sich langsam verändert – immer mehr Landwirtschaft (und damit wird sie auch etwas langweiliger, das wildromantische geht). In Geraldine wollen wir eigentlich nur einen WC-Stopp einlegen – es werden mehr als zwei Stunden daraus. Das Dorf ist hübsch, und es hat einen tollen Geschenkladen. Mit einer Schweizerin, die für ihre Freundin dort verkauft, kommen wir ins Gespräch – sie ist vor vierzehn Jahren ausgewandert, hat hier Kinder, und ist vermutlich getrennt. Sie sagt, sie könne momentan nicht zurück in die Schweiz – bis ihre Kinder 18 Jahre alt sind (wegen der Trennung). Aber es sei nicht der schlechteste Ort um gestrandet zu sein ;-).
Wir fahren weiter, kaufen ein und kommen irgendwann beim Zeltplatz in New Brighton an. Der hatte viele gute Empfehlungen … wir sind aber nicht sehr glücklich da. Wir bekommen einen Platz neben dem ziemlich schäbigen Tennisplatz, und sind gefühlte Kilometer weg von den sanitären Anlagen, zu denen es nicht mal einen richtigen Weg gibt, wir müssen ständig anderen über den Platz laufen. Das Meer ist 10 Minuten Fussmarsch durch Strassen entfernt, die Lagune genau hinter dem Zeltplatz wäre zwar hübsch, stinkt aber nach Gülle und ist voller WC-Papier?! Die Jungs findens hier auch nicht berauschend, und der Gedanke, unsere Zeit mit Jake so abzuschliessen, geht uns zutiefst gegen den Strich. So packen wir morgens nochmal zusammen und fahren 40 Kilometer in den Norden.
Beim Amberly Beach Camping Ground schauen wir mal rein – und bleiben (Campermate-App, wir lieben dich!). Der Platz kostet sozusagen nichts (19 Dollar für uns alle – etwa 13 Franken), ist sehr einfach, aber absolut liebenswert. Es hat ein Toilettenhäuschen, und an der modern aussehenden Dusche hängt ein Schild: Solar Shower only. Öffnet man die Tür, ist ein Seil an der Decke, und am Boden steht eine freundliche kleine Giesskanne, die als Dusche dient (und warm ist, wenn man sie mit Wasser an die Sonne gestellt hat).
Wir sind anfangs ganz allein, trocknen unter Pinien unsere ganze Wäsche, die ich heute Morgen noch schnell gewaschen habe, hängen die Hängematte auf und machen einen Sprung ins Meer. Das ist hier zwar gut zum Bodyboarden, aber doch recht unberechenbar, es zieht einen unterirdisch in alle Richtungen (was dann wohl Rip-Tides wären). Langsam trudeln immer mehr Camper rein – aber der Platz ist so gross, es wir für alle ein Plätzchen geben. Es ist heiss, und wir sind froh um den Schatten. Wer heute eine Wanderung macht, tut mir fast leid. Das neuseeländische Wetter kann so schnell ändern. Am einen Tag ist es heiss, am nächsten 15 Grad kälter, am nächsten wieder heiss … es braucht kleidertechnisch alles: für Hitzetage, für kalte Tage, für Regen (der aber auch viel schneller vorbei ist als zuhause, wo es tagelang regnen kann).
Die Jungs lesen ihre Schulbücher in der Hängematte, und Math ist auch noch zu machen – wir haben nichts geschafft hier, hüstel.
Was für ein Unterschied zum Platz gestern. Zwar kein Strom und keine Annehmlichkeiten wie Küche und Waschmaschine, und sehr rudimentäre (dafür umso originellere) Dusche. Aber so wie hier ist es in Neuseeland einfach am schönsten. Und zwei Spielplätze hat es auch hier – pro neuseeländisches Kind scheint es einen Spielplatz zu geben.
Morgen hört Jake auf, Jake zu sein. Er geht zurück, und wir auch, wenn auch zwei Tage später und in die andere Richtung. Wir haben ihn tatsächlich richtig ins Herz geschlossen.