Am Morgen nach meinem Geburtstag haben wir zusammengepackt und sind weiter Richtung Queenstown gefahren. Wir wollten ja noch die Kawarau-Bridge mit den Bungy-Jumpern sehen, und unser Weg führte sowieso dort vorbei … Ich hatte den Kindern von der schönen Brücke, bei der das Bungy-Jumpen weltweit seinen Anfang nahm, natürlich schon lange erzählt. Die Brücke ist nur 43 Meter hoch, im Vergleich zu anderen Bungy-Sites wenig. Aber sie ist historisch und unten fliesst sehr malerisch der Karawau-River durch – ähnlich wie die Aare, nur wilder und schmaler.
Dort angekommen, haben wir lange den Jumpern zugesehen. Es ist faszinierend, wie sie ihre Ängste überwinden und springen. Und ihre Freude danach! Sohn eins wurde zunehmend nervöser – soll er? Oder nicht? Was wenn nicht? Was wenn schon? Nach langem Hin und Her entscheidet er sich dafür, den Sprung zu wagen. Er bezahlt, lässt sich wiegen, und dann wartet er ewig … Er ist fast der letzte des Tages, der srpingen wird. Irgendwann ist es dann endlich soweit – er steht dort. Als seine Mutter bin ich plötzlich recht nervös – dabei bin ich den exakt gleichen Sprung vor Jahren selber gesprungen! Wenn Bungy-Jumpen, dann hier …
Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm: Sohn ein muss wie ich zuerst schauen. Ich habe ewig gebraucht damals, und die Crew hat wohl nicht mehr daran geglaubt, dass ich noch springe. So ist es auch bei ihm. Nach mehreren Versuchen holt er Anlauf und springt, cool!
Der Adrenalin-Schub ist gewaltig, man rennt danach die Treppe hoch und ist völlig high … Sohn zwei möchte plötzlich auch noch springen, aber es ist bereits zu spät, man kann nicht mehr einchecken. Also gehen wir zu Jake und fahren eine halbe Stunde zu einem grossen Doc-Camping am See.
Wir sind müde, die Nacht nach dem Milford-Sound war unruhig mit viel Wind und Regen. Trotzdem schauen wir noch ein wenig Sterne. Die Milchstrasse hier ist einfach gewaltig, und man sieht Sterne, die man bei uns nie sieht. Morgens nehmen wir uns Zeit. Das ist schön an den Doc-Plätzen – man hat nicht den Druck mit der Check-out-Time.
Wir fahren Richtung Lake Pukaki. Wie ist der blau! Ein knalliges, wunderschönes Cyan, und dahinter ragt der Aoraki (oder Mount Cook) mit Schnee bedeckt auf. Wunderschön. Wir kraxeln ein wenig über die Steine, der Mann macht ein Selfie von sich und dem See … drei Minuten später liegt er drin, mit den Kleidern, Iphone, Autoschlüsseln und allem. Als er wieder trocken ist, fahren wir zum nächsten Doc-Zeltplatz (nur für die Aussicht, nicht zum Schlafen), um dort einen weniger touristischen Blick auf den See zu bekommen (es hat momentan sehr viele Asiaten hier, da das chinesische Neujahr ist und sie wohl alle Ferien haben). Beim Lake Tekapo haben wir glücklicherweise einen Zeltplatz vorgebucht – er ist ausgebucht. Wir essen ein Real-Fruit-Icecream im Dorf und laufen zur Church of the good sheperd – auch das ein Instagram-Hotspot. Das Kirchlein wäre wirklich sehenswert, seine Fenster im Chor gehen direkt auf den See, wunderschön, aber die Touristen … natürlich sind wir auch Touristen, aber ich habe doch recht Mühe mit manchen. Der Mann zum Beispiel, der die Kirche betritt und verächtlich und erbost aufschnauft, als er bemerkt, dass man nicht fotografieren darf im Innern … naja. So läuft alles hier: es geht nur um das perfekte Foto. Das, das alle anderen auch schon haben. Wieviele Möchtegern-Instagram-Sternchen wir hier schon bei peinlichen Shootings beobachtet haben, unglaublich!
Zurück beim Camping steigen wir ins Badezeug und stürzen uns in den See. Es ist nicht wirklich warm, aber baden in diesem knallblauen See muss jetzt sein. Es hat sogar ein Floss, was die Jungs freut!
Abends laufen wir zum Observatorium auf dem Hügel. Tekapo ist eins von zehn Gebieten weltweit, wo man die Sterne besonders gut sehen kann (ein von der Unesco anerkanntes Dark Sky-Gebiet). Der knallblaue Himmel hat sich leider ein wenig überzogen, trotzdem versuchen wir es. Die Jungs geben bereits nach einer Viertelstunde auf. Wir lassen sie allein zu Jake zurücklaufen und gehen die restlichen 45 Minuten zu zweit. Oben angekommen ist es fast ganz dunkel, und immer mehr Sterne sind zu sehen. Nach 22 Uhr ist die Milchstrasse in ihrer schönsten Form da, der Orion – den Teil, den wir zuhause auch sehen des Sternenhimmels – hat viele, viele Sterne drin, die wir zuhause nie sehen können. Wie wunderschön! Leider sind wir ein wenig gestresst – die Jungs bis spätnachts allein bei Jake lassen wollen wir auch nicht, zumal sie auch mal ins Bett sollten. So machen wir uns an den Abstieg, der wesentlich schneller geschafft ist.
Am Morgen danach stellt sich die Frage: noch eine Nacht hier verlängern – der See lädt zum Bleiben, die Wanderung zum Observatorium wäre tagsüber auch toll (diese Aussicht!!), oder zwei Nächte in der Nähe von Christchurch am Meer verbringen?