Riesenmurmeln

Die Pinguine hatten Verspätung. Nach langem Warten ist tatsächlich einer aufgetaucht. Süss, und winzig. Es sind Blue Penguins, auf deutsch Zwergpinguine. Er ist aus dem Wasser zu den Steinen gewatschelt und ganz nah bei uns vorbeigekommen. Der freiwillige Helfer vor Ort hat mich dann aufgeklärt, dass nur zwei erwachsene Pinguine kommen würden – es gebe nur noch ein Nest, die anderen seien bereits flügge und die Nester seien verlassen. Der eine einzige Pinguin hatte also die volle Aufmerksamkeit von etwa 50 Menschen, die ihn hinter der Absperrung beobachteten.

Am nächsten Morgen haben wir nach längerem Abwägen entschieden, keine weiteren Pinguine sehen zu gehen. Es hat geregnet und gewindet, und wir hätten nur wenig fahren können und danach auf den Abend warten müssen. Oamaru, das ein sehr schönes Städtchen sein soll, haben wir wegen dem Regen auch links liegen gelassen. Schade.

Zu den Moeraki-Boulders haben wir aber einen Umweg gemacht. Die habe ich vor 21 Jahren schon einmal gesehen und hatte sie in bester Erinnerung. Am Strand angekommen, war ich erstmal ein wenig geschockt. Wir waren damals ganz allein an dem Strand. Diesmal hatte es trotz Regen tüchtig viele Touristen. Sohn zwei war sehr skeptisch – Steine anschauen (vor allem alte) ist ihm in der Regel zuwider. Diese hier entpuppten sich aber als interessant – man durfte ja sogar draufklettern. Die Boulders sehen aus, als ob ein Riesen-Kind mit Murmeln gespielt und sie dann am Strand vergessen hat. Früher habe es scheinbar Kugeln in allen Grössen gegeben. Die, die aber abtransportiert werden konnten, wurden von Souvenirjägern mitgenommen. Irgendwelche dummen Touristen haben sogar ihre Initialen in die verbliebenen Kugeln geritzt. Wie kann man nur?!?

Danach machten wir uns auf nach Wanaka. Das war ziemlich viel Fahrt (aber es regenete ja), und das Ziel ziemlich spontan gewählt. Wanaka war gar nie auf unserer Liste mit Reisenzielen. Es war kühl, nur so um 15 Grad, und ich habe die ganze Zeit gefröstelt. Unterwegs klarte der Himmel zunehmend auf, und Wind kam auf. Dafür wurde es wärmer. Nach langer Fahrt und einem Picknick bei einem herrlichen Spielplatz (oh die Spielplätze! Die Neuseeländer haben Spielplätze, davon können Schweizer Kinder nur träumen!!), auf dem die Jungs ihre Energie losgeworden sind, trudelten wir schliesslich in Wanaka ein. Der Zeltplatz unserer Wahl hatte aber bereits keine Plätze mehr. Der andere war etwas gewöhnungsbedürftig, aber für eine Nacht ok. Eigentlich wollten wir zwei bleiben, aber nicht so … Es hat stark gewindet. Am Boden lagen viele grosse Äste, eine Pappel hat es umgewindet. Ob das vom gleichen Sturm war, der uns in Kaikoura erwischt hat? Trotzdem haben wir den Spaziergang zum Baum der Bäume gemacht: zum Wanaka-Tree. Alle Instagram-Sternchen posieren vor diesem Baum (#thatwanakatree). Wider Erwarten war der Baum wirklich sehr schön, wie er da im Wasser steht, und die Vögel die darin sitzen, alles vor sehr malerischer Kulisse, sogar bei Schlechtwetter und viiiiel Wind.

Am nächsten Morgen haben wir zügig zusammengepackt und sind weiter nach Queentown gefahren. Auch hier war ich schon mal, und ich habe die Stadt in guter Erinnerung. Hier gibt es alles, was irgendwie Adrenalin generiert. Bungee-Jumping wurde hier sozusagen erfunden … Als junge Frau habe ich den Bungee-Jumpern bei der Kawarau-Bridge zwei Stunden lang zugeschaut, bevor ich (auch für mich völlig überraschend) kurzentschlossen selber einen Sprung gebucht habe.

Queenstown kann ein wenig mit Interlaken verglichen werden. Es liegt malerisch an einem See, und ist voller Touristen aus aller Herren Länder. Es ist der touristischste Ort Neuseelands. Ob mir die Stadt noch immer gefallen wird?

Ja, sie ist immer noch speziell für mich. Wir haben einen Campingplatz auf Campermate herausgesucht, der Preis hat uns fast einen Rückzieher machen lassen – so teuer war bisher noch kein Platz. Aber er ist in Fussnähe zur Stadt, und so können wir Jake dort lassen wenn wir etwas unternehmen. Der Platz hat uns so begeistert, dass wir gleich eine zweite Nacht gebucht haben. Er ist mit soviel Liebe eingerichtet, extrem sauber, und sehr originell. Der Besitzer hat überall Kunstwerke eingebaut, aus alten Rohren, Metall usw. 4 bis 5 Mal pro Tag werden die Anlagen geputzt. Wir haben einen der schönsten Plätze bekommen, sind etwas geschützt und haben sogar einen Tisch.

Ein Bummel durch die Stadt war dann das erste, was wir hier gemacht haben. Abends fein gekocht, und dann kam der Regen, nach einem heissen Tag. Wir sitzen gemütlich in Jake – morgen früh soll es aufhören mit regnen. Dann wollen wir ein wenig in die Höhe, um einen Blick auf Queenstown und den See zu werfen. Die Bungee-Site bei der Kawarau-Bridge möchte ich auch nochmals sehen. Ich glaube nicht, dass ich nochmal springe (ich gehe ja nichtmal auf eine Achterbahn!), aber es ist wirklich interessant, dort zuzuschauen.

Wer weiss, vielleicht überkommt es ja Sohn eins oder den Mann …

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